Über die vielfältigen Tätigkeiten Josels:
Folgende Auszüge aus Josels Memoiren berichten über die Ereignisse der Jahre 1530-1. Josel schildert seine Fürsprache-Tätigkeiten beim Kaiser, die an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Anlässen stattfanden. Seine Bemühungen die jüdischen Rechte zu verteidigen und ihre Anliegen zu vermitteln, waren nach diesen Berichten recht erfolgreich.
Josel lieferte uns verschiedene Zeugnisse über seine Tätigkeiten, die unterschiedliche Aspekte der Ereignisse erläutern. In seinen Memoiren redet er über die Beschuldigung, die Juden würden mit den Türken zusammenarbeiten, und die Klagen wegen Wuchers. In seinem Trostbüchlein hingegen berichtet er von der Anklage, die jüden „hetten den luterischen iren glauben gelert“ und an einer anderen Stelle erzählt er von seiner Disputation mit Antonius Margaritha und seinen Sieg über diesen.
Übersetzung: (nach Fraenkel-Goldschmidt)
Im Jahre 1530 gab es einen großen Schrei aller Nationen, dass nämlich die Juden in konspirativer Beziehung mit den Türken stehen. Solche Verleumdungen erreichten schließlich unsere Herren, den Kaiser [Karl V.] und den König [Ferdinand], gerühmt sei ihr Name, so dass uns das Geleit zu vielen Territorien verboten wurde. Mit der Zustimmung der [jüdischen] Gemeinden breitete ich ein Büchlein der Apologie vor, und mit Gottes Hilfe [präsentierte ich es] den Monarchen in der Stadt Innsbruck. Und Josef fand Gefallen in deren Augen*, da sie gerne unsere Worte der Entschuldigung akzeptierten und alle unsere frühere Privilegien bestätigten**.
Im gleichen Jahr (1530) gab es eine Versammlung aller Fürsten des Reichs und die Adligen sowie zahlreiche Damen, um präventive Gesetze und Regelungen zu verabschieden*** und die Fürsten beabsichtigten das Zinsgeschäft abzuschaffen. Zur gleichen Zeit, mit Gottes Hilfe, stand ich standhaft [gegen die Gegner] und erreichte vom Kaiser eine Erneuerung unserer Privilegien vom Kaiser Sigismund. Die Ankläger wurden zum Schweigen gebracht und da gab es Frieden im Land für eine gewisse Zeit.
Im Jahr 1530/31 waren die Ankläger wieder am Werk und sie verfolgten und bedrängten den Kaiser in Brabant und Flandern – Länder ohne Juden. Ich bewegte mich schnell vor vielen anderen und machte die Reise in diese Länder auf einem Pferd, damit ich mit Gottes Hilfe für unsere Sache plädieren konnte. Ich war am kaiserlichen Hof vom Anfang Adar bis zum ersten Sivan 5291 [18. Feb. - 17. Mai 1531]; Um für die gute Sache zu arbeiten. Obwohl der Krieger Roth Royth wollte mich lebendig schlingen – ich war tatsächlich vor dem Tor des Todes – allerdings schickte mir Gott mit seiner großen Gnade seinen Engel, und rettete mich von seinen Händen und von den Händen all derer, die mir lauerten. Und an diesen Tagen hatte ich Audienz beim Kaiser in seinem inneren Sanctum und sprach ihn über meine Angelegenheiten und er gab mir seine Antwort****...
* Nach Genesis 39:4.
** Siehe Ausstellungsraum zu Kaiser Karl V., Dokument Nr. 1 .
*** Reichspolizeiordnung
**** Es ist anzunehmen, dass Josel dem Kaiser das „Artikel und Ordnung “-Dokument präsentierte. Genauere Angaben sind aber leider nicht möglich.
(Aus dem Englischen: Avraham Siluk)
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