Dokumente zur Geschichte der Juden des Marburger Landkreises 1933 - 1942
Bearbeitet von Robert Bache
„Das Marburg der Weimarer Zeit stand Rechts“[1] zu dieser Behauptung kommt Hellmut Seier durch den Fakt, dass die Rechtsverschiebung innerhalb der Bürgerlichen Mehrheit sich in Marburg schneller vollzog als anderswo. Sie „begann früh und verlief ungewöhnlich drastisch“.[2] Hatte die NSDAP 1930 noch die relative Mehrheit, war es 1932 schon die Absolute.
Dennoch war Marburg keine „extreme“ nationalsozialistische Stadt. Vielmehr war der Republikhass unter dem konservativen Bürgertum der wahre Grund für die „rechte“ Stellung Marburgs.[3]
Jedoch führte der große Einfluss der NS – Diktatur schon bald zu einer Schürung des Antisemitismus. So folgten nach 1933 die einzelnen Schritte zur Ausgrenzung der Juden aus dem Leben der Stadt und des Landkreises schlagartig und stetig.
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- 01.04.1933 Geschäftsboykott
- 10.05.1933 Bücherverbrennung
- 24.08.1933 Umzug eines jüdischen Studenten durch Marburg wegen eines „Sittlichkeitsvergehens“
- 1934/1935 Antijüdische Dissertationen im Hygiene – Institut
- 09.11.1938 Synagogenbrand und Inhaftierung vieler Juden – Sowie Ausschaltung aus dem Wirtschaftsleben
- 28.11.1938 Re-Gettoisierung
- 16.05.1940 Ausgehverbot
- 09.09.1940 Verpflichtung zum Tragen des Judensterns
- 01.10.1940 Auflösung der israelitischen Schule
- 09.12.1941 Deportation KZ Riga
- 30.05.1942 Deportation KZ Lodz
- 07.09.1942 Deportation KZ Theresienstadt[4]
Aufgabe dieser Ausstellung ist es einen Querschnitt durch einen Teil dieser Schritte anhand der Quellen des Marburger Staatsarchivs zu bilden und darzustellen. Besonderes Augenmerk galt der Mischung persönlicher Schicksale, wie denen der Juden Stern und Pfifferling, mit der Gesamtsituation der in Marburg und dem Rest von Deutschland lebenden Juden. Als das Ende dieser Betrachtung wurde das „Finale“ der Nationalsozialistischen Barbarei, die letzte „Judenevakuierung“ gewählt, um den bis zum Ende des Krieges vorläufigen Endpunkt der jüdischen Geschichte Marburgs zu fassen.
[1] Hellmut Seier, Marburg in der Weimarer Republik 1918-1933, in Marburger Geschichte, S. 560.
[3] Vgl. Günther Rehme und Konstantin Haase, mit Rumpf und Stumpf ausrotten…, Zur Zeitgeschichte der Juden in Marburg und Umgebung nach 1933, Marburg 1982, S. 9.
[4] Vgl. Axel Erdmann, Die Marburger Juden, Ihre Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Dargestellt anhand der staatlichen Quellen. Unter besonderer Berücksichtigung des 19. Jahrhunderts, Marburg 1987, S. 190.
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