5. Mediziner im Dienst der NS-Rassenhygiene - Wilhelm Pfannenstiel, Ernst Kretschmer, Werner Villinger, Albrecht Langelüddeke
Der von Binding und Hoche bereits 1920 propagierte Gedanke der "Vernichtung lebensunwerten Lebens" war bis zur Mitte der Zwanziger Jahre in der Ärzteschaft der Weimarer Republik noch auf überwiegende Ablehnung gestoßen. Das änderte sich aber schnell nach der Machtübernahme der NS-Regierung. Auch an der Philipps-Universität Marburg nahmen aktive Befürworter rassenhygienischer Maßnahmen wie der Hygieniker Wilhelm Pfannenstiel schnell leitende Positionen ein und propagierten von dort aus offensiv die Durchführung "rassisch-erbbiologischer Auslese"-Maßnahmen.
Der NS-Staat hatte für diese Entwicklung günstige Voraussetzungen geschaffen. Getragen und vorangetrieben wurde diese aber von einer Generation junger, ehrgeiziger Wissenschaftler und Ärzte, die in der universitären Lehre (Wilhelm Pfannenstiel, Dok. 1 - 3), in der klinischen Forschung (Ernst Kretschmer, Dok. 4 - 5) und auch in der klinischen Praxis (Werner Villinger, Albrecht Langelüddeke, Dok. 6 - 7) leitende Positionen einnahmen.
Ungeachtet ihrer jeweiligen Rolle bei der Propagierung und Durchführung von Zwangssterilisationen oder Krankenmorden konnten diese Wissenschaftler und Ärzte ihre Karrieren nach 1945 weitgehend ungebrochen fortsetzen.
Literatur:
Ernst Klee: Was sie taten – was sie wurden. Ärzte, Juristen und andere Beteiligte am Kranken- oder Judenmord, (12. Auflage) Frankfurt am Main 2004.
Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main 2003.
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