Der Psychiater und Neurologe Ernst Kretschmer (1888-1964) war 1926 an die Marburger Universität berufen worden und leitete bis 1946 als Direktor die dortige Universitätsnervenklinik. Kretschmer trat zwar nicht der NSDAP bei, wurde jedoch 1933 förderndes Mitglied der SS. In dem 1934 durch den Schweizer Rassenhygieniker Ernst Rüdin herausgegebenen Band „Erblehre und Rassenhygiene im völkischen Staat“ befürwortete Kretschmer ausdrücklich die Sterilisierung „Schwachsinniger“. Deren Nachkommen seien „nur zum Unglück geboren“ und die „Volksgemeinschaft“ werde von ihnen „mit moralischer Zersetzung, unerträglichen Lasten und zuletzt mit dem Untergang bedroht.“ Kretschmer war für das Erbgesundheitsgericht in Marburg sowie das Erbgesundheitsobergericht in Kassel begutachtend tätig und nahm vermutlich 1941 an einer Sitzung des Beirats der Mordaktion „T 4“ teil. Nach dem Krieg wurde Kretschmer an die Universität Tübingen berufen, wo er bis 1959 als Direktor der Universitätsnervenklinik fungierte. Dort starb er im Jahr 1964.
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