13. 180 Marburg 4830: Verhandlungen über die dritte Judenevakuierung aus Marburg 1942-1944
In diesem Ausstellungsraum sind Dokumente aus der Landratsamts- akte 180 Marburg 4830 zu sehen, welche fast vollständig auf- genommen wurde und Schrift- wechsel des Landrats in Marburg umfasst. Dieser gibt insbesondere über die Vorbereitungen der am 6. September 1942 erfolgten Deportation aus dem Landkreis Marburg Auskunft. Dabei handelt es sich um die dritte und letzte Deportation aus dem Landkreis Marburg, die über Kassel nach Theresienstadt führte [1].
Die Vorbereitungen zu dieser Deportation lassen sich anhand der Dokumente auf verschiedenen Ebenen nachvollziehen. Zum einen gibt es für den Regierungsbezirk Kassel zwei Rundverfügungen von Lüdcke von der Staatspolizeistelle Kassel vom 25. August und 28. August 1942, in denen u. a. Angaben zum Umfang des Gepäcks und zum Fahrplan sowie eine Namensliste der zu deportierenden Juden enthalten sind (Dokumente 3, 3.1, 5). Des Weiteren richtet der Landrat in Marburg zwei Verfügungen vom 28. August und 30. August 1942 an die Bürgermeister, in welchen er die Informationen aus den oben genannten Rundverfügungen weitergibt (Dokumente 4, 6). Schließlich wird die kommunale Ebene dadurch erfasst, dass die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden dem Landrat in Marburg Bericht erstatten, inwieweit die Vorgaben umgesetzt worden seien (Dokumente 6.1, 6.2, 6.3, 6.4, 6.5, 6.6, 6.7, 6.8, 6.9).
Des Weiteren geben die Dokumente nicht nur Auskunft über die Vorbereitungen zur dritten Deportation, sondern der Landrat in Marburg bestätigt auch der Staatspolizeistelle Kassel in einem Schreiben vom 7. September 1942, dass die Deportation reibungslos verlaufen sei (Dokument 7).
Darüber hinaus ist zu erwähnen, dass vier Dokumente in diesem Ausstellungsraum die zwangsweise Umsiedlung von jüdischen Familien aus Schweinsberg und Mardorf nach Rauischholzhausen im August 1942, kurz vor der letzten Deportation, thematisieren (Dokumente 1.0, 1.1, 2.0, 2.1). Infolge dieser Ghettoisierung lebten im Landkreis Marburg Juden nur noch in Rauischholzhausen und Roth.
Insgesamt ermöglichen die Dokumente v. a. einen Einblick in die Planungen zu der Deportation am 6. September 1942 aus dem Landkreis Marburg. Weitere Dokumente zu allen drei Deportationen finden sich in dem Ausstellungsraum mit Dokumenten aus der Landratsamtsakte 180 Marburg 3593 mit dem Titel "Juden und Emigranten Bd. 3 1934-1943" (Einführung in den Ausstellungsraum mit Dokumenten aus der Akte 180 Marburg 3593).
Bearbeitet von Katrin Rack
[1] Für Angaben zu den drei Deportationen vgl. Händler-Lachmann, Barbara, Händler, Harald, Schütt, Ulrich, Purim, Purim, ihr liebe Leut, wißt ihr was Purim bedeut? Jüdisches Leben im Landkreis Marburg im 20. Jahrhundert, Marburg 1995, S. 227.
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