70. 165 Nr. 3982, Bd. 10
Die Akte "StAM 165 Marburg, Nr. 3982, Bd. 10" umfasst zahlreiche Dokumente, welche Übergriffe, Erpessungen, Misshandlungen, Hausdurchsuchungen etc., überwiegend ausgeführt von der SA, schildern. Betroffene war in den allermeisten Fällen der politische und ideologische Gegner (in diesem Fall besonders die SPD und jüdische Mitbürger). Die aufgeführten Schriftstücke umfassen einen Zeitraum von Anfang März bis Juli 1933. Wir erhalten also einen Einblick in die ersten Monate seit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933. Die "Reichstagsbrandverordnung" vom 28. Februar 1933 liegt erst wenige Tage zurück (Vgl. Zeittafel 1933 - 1945).
Die Schriftstücke dokumentieren u.a. Erpressung eines Juden, Terrorakte der Nationalsozialisten, Übergriffe auf Mitglieder der SPD und entsprechende Beschwerdeschreiben. Gleichfalls werden Misshandlungen jüdischer Mitbürgers geschildert. Die letzten Dokumente befassen sich mit der sog. "Inschutzhaftnahme". Regimegegner wurden hierbei oft willkürlich inhaftiert und verschwanden somit aus dem öffentlichen Leben und wurden mundtot gemacht. Der Regierungspräsident in Kassel versucht beschwichtigend auf die allgemeinen Zustände einzuwirken und bittet um eine Befriedung des öffentlichen Lebens.
Die Akte gibt somit einen Einblick in die Strukturen der NS-Regierung im Umgang mit der politischen Opposition in den ersten Monaten.
Christian Siekmann
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