43. 180 Wolfhagen 2258: Ein- und Auswanderungswesen 1926-1939
Dieser Ausstellungsraum enthält Dokumente aus der Landratsamtsakte 180 Wolfhagen 2258 mit dem Titel "Ein- und Auswanderungswesen (v. a. allgemeine Verfügungen, Flüchtlinge, Auswanderungsberatung und -werbung, Rückwanderung aus abgetrennten Ostgebieten, Emigration aus dem Kreise) 1926-1939". Darin befinden sich Dokumente zum Thema "Auswanderungswesen" im Allgemeinen sowie Rückwanderungen und Emigration in der Zeit von 1933 bis 1939. Dabei geht es nicht nur um die jüdische Bevölkerung, sondern auch um deutsche Staatsangehörige, die den Versuch unternahmen, wieder im deutschen Reich Fuß zu fassen.
Als "Emigranten" galten nach nationalsozialistischer Auffassung „alle Personen […], die das Reich nach der nationalsozialistischen Erhebung aus politischen Gründen verlassen haben, und zwar sowohl Arier wie Nichtarier. Bei Nichtariern kann grundsätzlich unterstellt werden, dass sie aus politischen Gründen ausgewandert sind, auch wenn sie angeben, sie hätten sich im Ausland eine neue Existenz gründen wollen. Männliche Emigranten werden in das Konzentrationslager Dachau eingewiesen; zurückkehrende Frauen kommen in das Konzentrationslager Moringen.“ [1]
Die aus dieser Akte exemplarisch ausgewählten Dokumente veranschaulichen unter anderem den harten Umgang der Nationalsozialisten mit zurückkehrenden "Emigranten". Besonders in der Anfangszeit des nationalsozialistischen Regimes kehrten viele aus dem Ausland zurück, die es nicht schafften, sich dort eine Existenz aufzubauen. So verloren etwa auch deutsche Reichsangehörige ihren Anspruch auf Rentenzahlungen, wenn sie das Reichsgebiet verließen. Davon zeugt eine Anordnung der Staatspolizeistelle Kassel vom 12. Dezember 1934 (Dokument 3). Während es allerdings für deutsche Staatsangehörige noch die Möglichkeit gab, legal zurückzuwandern, war dies für die Juden und andere „Staatsfeinde“ schon bald nicht mehr möglich. Davon berichtet zum Beispiel eine Verordnung des Preußischen Ministerpräsidenten vom 15. Januar 1934 (Dokument 6). Um eine rigorose Überwachung dieser Migrationsbewegungen möglich zu machen, wurden unter anderem Listen erstellt, die nicht nur die ausgewanderten Personen erfassen (Dokument 7), sondern auch solche, die nach einem Aufenthalt im Ausland wieder zurückgekehrt sind (Dokument 8). Dies kann in dieser Akte am regionalen Beispiel Wolfhagen nachgelesen werden.
Bearbeitet von Anne Lammers
[1] Benz, Die Juden in Deutschland 1933-1945, Leben unter nationalsozialistischer Herrschaft, München 1988, S.498
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