Übersichten über die persönlichen und gewerblichen Verhältnisse der Juden von Roth, 1853-1865 [hier: 1853 und 1860]
Die gewerblichen Verhältnisse der Juden unterlagen ständiger staatlicher Kontrolle zum einen wegen der Überwachung der Nothändler, die in ihren staatsbürgerlichen Rechten schlechter gestellt waren, zum anderen, um zu sehen, ob sich Juden tatsächlich verstärkt Ackerbau und Handwerk zuwandten. Die statistischen Erhebungen enthalten rein demographische Daten und sehr differenzierte Aufschlüsselungen der gewerblichen Verhältnisse.
Sie zeigen: Die Rother Juden leben in der überwiegenden Mehrzahl von unterschiedlichen Handelstätigkeiten, wobei der stehende, also von einem Landen aus betriebene Kramhandel, Handel im Umherziehen und Viehhandel eine gewisse Dominanz besitzen. Nur in den Statistiken 1853 und 1860 tauchen Juden in der Landwirtschaft auf. 1853 betreiben vier Juden eine Landwirtschaft mit Hilfe christlicher Dienerschaft oder Tagelöhner, 1860 zwei Juden. Erstere statistische Angabe will nicht recht zu der Landwirtschaftsstatistik von 1857 passen (siehe Dok. 3.6). 1858 arbeiten zwei Juden in einem Handwerk.
In verschiedenen Statistiken tauchen Juden im Gesindedienst auf; vermutlich sind dies unverheiratete Mädchen, die bei anderen Juden im Haushalt arbeiten.
Annegret Wenz-Haubfleisch
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