Die „Quintessenz der Judenfrage“ ist neben „Die Juden, die Könige unserer Zeit“ das umfangreichste Pamphlet Otto Böckels, in dem die wichtigsten Elemente und Zusammenhänge seines antisemitischen Gedankengebäudes dargestellt sind. Die vorliegenden Auszüge sind der 1889 im Reichsheroldverlag erschienen sechsten Auflage entnommen. Gleich auf Seite zwei ist das politische Programm Böckels und seiner Wochenzeitung Reichsherold aufgeführt. Darin wird die enge Verknüpfung von sozial- und wirtschaftspolitischen Forderungen mit antisemitischen Parolen deutlich. Im Haupttext versucht Böckel mit einer Vielzahl von Statistiken den Beweis zu führen, dass die „Judenfrage“ von existenzieller Bedeutung für die deutsche Bevölkerung sei. Die rechtliche Emanzipation habe die Juden nicht dazu gebracht, an der ehrlichen „produktiven Arbeit“ des „deutschen Volkes“ teilzunehmen: „Das nennt man Emanzipation. Arbeit für den Deutschen, Verdienst ohne Arbeit für den Juden“ (S. 4). Stattdessen würden die Juden durch ihre Tätigkeiten in allen Sphären der deutschen Wirtschaft (der „Landjude“, der „Kaufmannsjude“, die „Judenblätter“, Juden in der Literatur, der „Börsenjude“) „den Wohlstand und das Glück der Nationen“ (S. 6) schädigen. Gegen Ende unterzieht Böckel das politische System des Kaiserreichs einer heftigen Kritik, da die in ihm existierenden Parteien die „wahren“ Interessen der Bevölkerung nicht vertreten würden.
Arbeitsaufträge:
- Was versteht Böckel unter der Emanzipation der Juden? Warum scheiterte sie aus seiner Sicht? Wie müsste sie nach ihm idealerweise verlaufen (S. 3-6)?
- Sehen Sie sich die Stelle genau an, an der Böckel über den „Landjuden“ spricht (S. 6-8). Wie wird er beschrieben? Welche Gefahren gehen nach Böckel von ihm aus?
- Prüfen Sie die These, dass Böckels Kritik an „Börsenjuden“ und Spekulation eine antisemitische Form von Kapitalismuskritik ist (S. 17f.). Stellen Sie die besonderen Merkmale einer solchen Kritik fest.
- Was genau wirft Böckel den anderen Parteien vor und wie glaubt er sich von ihnen positiv abzugrenzen (S.21-24)?
Sebastian Haus
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