15. Neure revolutionäre Umtriebe in Deutschland, insbesondere in Hessen und Frankfurt. (§ 15)
§. 15.
Während auf solche Art durch den Männerbund und des jungen Deutschland (§. 13. 14) auf den deutschen Handwerksstand gewirkt wurde fing im Frühjahr 1834 auf das Unwesen der Burschenschaft (§. 6) trotz der deshalb noch anhänglichen gerichtlichen Untersuchungen, auf den Universitäten wieder aufzuleben an. Am 30n März 1834 constituierte sich in Gießen eine neue Burschenschaft, deren Zweck in ihren (zu den Akten gebrachten) Statuten dafür angegeben ist: „für das Erfassen, die Verbreitung und Realisirung der Ideen Freiheit, Gleichheit und Einheit Deutschlands zu wirken.“ Um dieselbe Zeit offenbarte sich in Heidelberg so deutliche Spuren einer Erneuerung der Burschenschaft, daß sich die dortige akademische Behörde veranlaßt sah, sieben Studenten, auf welche dießfalls der dringendste Verdacht fiel, jedoch leider /: ohne vorgängige Untersuchung:/ von der Universität wegzuweisen. Diese freche Versöhnung des wiederholt eingeschärften gesetzlichen Verbots scheint mit Umtrieben der älteren Revolutionäre im Zusammenhange gestanden zu sein. Zu dem Hessischen zeigten sich dieselben besonders thätig. Wir haben diesfalls uns, daß im Frühjahr 1834 auf der Badenburg (zwischen Gießen und Marburg) eine Versammlung statt fand, an welcher die Pfarrer Weidig in Oberglenn (früher Rektor in Butzbach :), und Flick von Peterweil (vergl. § 8) der med. Dr. Helfs und der Privatdozent Dr. Eichelberg von Marburg, so wie mehrer Advokaten, Bürger und Studenten von Gießen und Marburg Theil nahmen, und wo auf den Antrag des Weidig, der den Anwesenden eröffnete, daß er kurz zuvor eine Reise nach Frankfurt. Mainz, Darmstadt, Mannheim und Wiesbaden gemacht und in letzterem Ort einer ähnlichen Versammlung beigewohnt hatte, - beschlossen wurde, revolutionäre Flugschriften zu schreiben, insgeheim drucken zu lassen und zu verbreiten, zu welchem Behufe von den Gleichgesinnten periodische Geldbeträge erhaben werden sollen. Auch sollte eine für ganz Deutschland berechnete, „liberrale Zeitschrift“ herausgegeben werden. Bald darauf, im Juli 1834, erschien der „Hessische Landlote,“ – eine der bösartigsten revolutionären Schriften, welche unter den gröbsten Schmähungen deutscher Souveräne unumwunden zum Aufruhr auffordert. Als Verfasser dieser Flugschrift, welche ohne Zweifel von dem Buchdrucker Preller in Offenbach gedruckt worden ist, wird der Gießenr Student Georg Büchner aus Darmstadt genannt, während die Gießener Studenten Minnigerode und Schütz sich zunächst mit ihrer Verbreitung befaßten. Der Pfarrer Weidig von Oberglenn hat allen Umständen noch zu ihrer Abfassung und Verbreitung mitgewirkt. nicht minder war derselbe dabey thätig, als als im Januar 1835 eine neue Auflage des „Hessischen Ladboten“ veranstaltet wurde, zu deren Druck der Privat-Dozent Dr. Eichelberg den Faktor der Elwert’schen Buchdruckerei in Marburg, Rühle, veranlaßten, und welche dann von Giessener Studenten agbeholt und verbreitet ward. Schon früher war, ohne Zweifel unter Weidig’s Mitwirkung, die revolutionäre Druckschrift: „Leuchter und Beleuchter“ in zahlreichen Exemplaren von Marburg aus in dem Großherzugthum Hessen verbreitet worden. Um vorerwähnte Zeit machten die Anhänger des schon damals zu Frankfurt in Haft und Untersuchung befindlichen Advokaten Dr. Jucho, mit welchen sie fortwährend colludirten, einen Versuch, den auf ihn und seinen Genossen Funk lastenden Verdacht der Abfassung und Verbreitung des „Bauernconversationslexikons“ /§. 13/ zu entkräften: Zu diesem Behufe sollte eine Fortsetzung jenes Lexikons erscheinen, und den getäuschten Behörden den Beweis Liefern, daß die genannten beiden (unleserlich) wie an diesen, so auch an den früheren Blättern der gedachten revolutionären Schrift keinen Theil gehabt hätten. Dieses Unternehmen wurde dadurch begünstigt, daß Jocho´s Freunde nach die von Funk´s Hand geschriebenes Manuscript zweier Artikel des Bauernconversationslexikons besaßen, welche die Artikel „Adel und Fürst“ enthielten. Diese Manuscript wurde daher von Frankfurt zunächst nach Bonames, von da durch die Tochter des vormaligen Schultheißen und Bundwehr Major Neuhof, Wilhelmine, an den Pfarrer Flick in Peterweil, und durch diesen übergießen an den Dr. Eichelberg in Marburg befördert, um soches durch den Rektor Rühle drucken zu lassen. Eichelberg fand jedoch das Manuscript zum Drucke nicht ganz geeignet, und verfaßte deshalb ein anderes, welches in derselben revolutionären Sprache die Artikel „ Freiheit“ und „ Fürst“ abhandelt, und von Rühle in mehreren Hundert Exemplaren gedruckt wurde. Noch ehe dieselbe verbreitet werden konnte, wurde aber die Sache entdeckt und sofort sowohl in Marburg als in Gießen beziehungsweise Darmstadt gegen die Schuldigen gerichtlich eingeschritten, wodurch nun revolutionäre Umtriebe in Hessen voreinst ein Ziel gesetzt worden ist. Indessen fährt die revolutionäre Presse fort, auch vom Auslande aus, ihre giftigen Samen in Deutschland auszustreuen. Zu diesem Behufe werden namentlich in Paris unter dem Titel: „der Geächtete“, redigiert von dem flüchtigen Heidelberger Burschenschafter Jackob Vendey aus Köln, dermal noch dessen Ausweisung unter der Firma eines gewissen E. Rauch, und in Zürich unterden Titel: „ das Mordlicht“ revolutionäre Zeitschriften herausgegeben, welche nicht für die Länder, in denen sie erschienen berechnet, sondern lediglich für Deutschland geschrieben sind. Auch besitzen die Schweizer-Revolutionäre in der politischen Zeitung „ die junge Schweiz“ ein Organ, welches selbst seinen Titel nach, der allgemeinen Verbindung des jungen Europa angehört. Ja selbst von NordAmerika aus setzten die entwichenen Demagogen ihre strafbaren Umtriebe fort. So hat sich im Frühjahr 1835 zu Newyork unter dem Namen „ Germania“ eine Gesellschaft von Deutschen gebildet, welche revolutionäre Schriften herausgibt, und nach Deutschland versendet, in denen ganz offen Revolution und Fürstenmord gepredigt wird. In Vorstehendem bestehe nun die wesentlichen Resultate der wegen der thotgeglaubten revolutionäre Umtriebe in verschiedenen deutschen Bundes Staaten eingeleiteten Untersuchungen, so weit solche bis jetzt zur Kenntniß der Bundes Centralbehörde gekommen sind. Die Zahl und der Stand der seit dem Jahr 1831 anfängig geworden und bei der Centralbehörde vorgekommenen politischen Untersuchungen sind aus der Beilage zu entnehmen.
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