3. Mißbrauch der Presse. Preß- und Vaterlands- Verein. (§ 3)
Das Hauptmittel hinzu wurde in dem unbeschränkten Gebrauche oder vielmehr Missbrauche der Druckerpresse gefunden, welche auch in der That von da an, in Deutschland bisher unerhörte Anstrengungen machte, durch die frechsten Verschmähungen der Regenten, durch partheische und gehässige Kritiker aller Regierungshand lungen, durch böswillige, auf die Leidenschaften des sklavisch geschmeichelten großen Haufens berechnete Verwirrung der Begriffe über die Rechte und Pflichten der Unterthanen, durch lügenhafte und übertriebene Schilderungen der auf denselben angeblich ruhenden Lasten und durch ganghafte Angreifungen republikanischer Institutionen, kurz durch Verläumdungen und Zänke aller Art allgemeine Unzufriedenheit, Gährung und Misstrauen zu erregen, und die Gemüther für die beabsichtigte Umwälzung des bestehenden vorzubereiten und aufzureizen. Die Zahl der in diesem Sinn von brodlosen Candidaten, missvergnügten Beamten und ehrsüchtigen Gelehrten geschriebenen periodischen Blättern nahm fast mit jedem Monat zu, und alle wetteiferten in dem Cynismus der Sprache und in die Bösartigkeit der Tendenz. Vergebens bemühten sich einige Regierungen, diese systematische Vergiftung der öffentlichen Meinung durch gut und gemäßigt geschriebene Zeitschriften zu neutralisiren. Die Stimme der Wahrheit fand in dem verworrenen Geschrey der Leidenschaften kein Gehör und die Parthey, welche sich für infallibel, Andersdenkende für Rebellen gegen Recht und Vernunft erklärt und gemäßigte Meinungen verdam[m]t, wußte jene Versuche erfolglos zu machen. Die wirksameren Mittel – die bundesgesetzliche Censur – wurde theils von eingeschüchterten Censoren nicht vorschriftsmäßig geübt, theils auf die mannigfaltigste Art umgangen. So ließ z.B. die Redaktion des „Hochwächters“ in Stuttgart, eines revolutionären Blattes, welches von zwey begnadigten Mitgliedern des „Jünglingsbundes“ den Apothekern Rödinger und Tafel, in Gemeinschaft mit dem jetzt flüchtigen Demagogen Rudolph Lohbauer herausgegeben ward, die ihr von der Censur gestrichenen Artikel mit hämischen Anmerkungen und Zusätzen in einem mehr als 20 Bogen starken Band in Pforzheim drucken und an ihre Abonnenten unentgeldlich vertheilen. Andere benützten das nahe Frankreich oder geheime Winkel Pressen, um aufrührerische Flugschriften herauszugeben, mit welchen Deutschland in den letzten Jahren wahrhaft überschwem[m]t worden ist. Am weitesten wurde jedoch der Preß- Unfug von dem Redakteur der „deutschen Tribüne“ Dr. Goerg August Wirth aus Hof getrieben. Nachdem derselbe zu Ende des Jahres 1831 den Druck seines revolutionären Journals von München nach Homburg in Rheinbaiern verlegt hatte, um solches, wie er erklärte, „unter dem Schutze der dort geltenden französischen Gesetzgebung fortzusetzen, erließ er im Februar 1832 eine in 50,000 Exemplaren verbreiteten Aufruf, in welchem er „zur Wiedererweckung der zur Zeit „vernichteten deutschen Nation, und zur Ueberwindung des hartnäckigen Wiederstandes der „Könige, welche unter sich zur Unterdrückung „ der Völker verbündet seien,“ zur Bildung eines öffentlichen Vereines zur Unterstützung der freien Presse aufforderte, welch’ letztere dann mittelst allgemeiner Verbreitung der Ueberzeugung von der Nothwendigkeit „eines deutschen Reichs mit demokratischer Verfassung“ die Befreiung Deutschlands „auf gesetzmäßigem Wege“ bewirken werde. Dieser Preß- oder Vaterlands-Verein kam unter der Direktion der Advokaten Schüler, Savoye und Geib von Zweibrücken wirklich zu Stande, und verbreitete sich, - zumal nachdem der non von der k. bayerischen Regierung des Rheinkreises verfügten Arrest des Dr. Wirth und seiner Presse von der Anklagekammer des dortigen Appelationsgerichts, welche damals in jenem Aufrufe nichts Ungesetzliches fand, wieder aufgehoben worden war, schnell über einen großen Theil von Deutschland; woeben selbst unter den „liberalen“ Deutschen in Paris eine Abtheilung desselben gebildet ward, deren Vorstand der revolutionäre Schriftsteller Joseph Heinrich Garnier aus Rastatt war. Auch ließen sich Wirth und sein Genosse, Dr. Siebenpfeiffer/: Redakteur des „Westboten“:/, als die von ihren redigirten Zeitschriften endlich unterdrückt worden waren, hindurch nicht abhalten, diesselben mit den Geldern des Preßvereins noch einige Zeit mittelst einzelner revolutionärer Flugschriften fortzusetzen.
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