2. Kriegsende und Besatzung: 1.2. Die Besatzer regieren
Map of the Occupation Areas 1945
Nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945 richteten die drei Siegermächte USA, Großbritannien und die Sowjetunion wie geplant ihre Besatzungszonen ein. Die ehemalige Preußische Provinz Hessen-Nassau und der frühere Volksstaat Hessen wurden Bestandteil der amerikanischen Besatzungszone, die auch Bayern und das damalige Württemberg-Baden umfaßte.
Aber auch Frankreich forderte eine eigene Zone. Die französischen Ansprüche umfaßten ursprünglich neben Baden, Saar und Pfalz auch die Rheinprovinz und Hessen-Nassau. Damit hatten die Franzosen den Bogen überspannt und riefen den entschiedenen Widerstand der Amerikaner hervor. Als äußerstes Zugeständnis wurde den Franzosen schließlich Rheinhessen um Mainz und die rechtsrheinischen nassauischen Kreise Unter- und Oberwe-sterwald, Unterlahn und St. Goarshausen zugestanden. Diese kamen am 22. Juni 1945 zur französischen Besatzungszone und wurden später in das Land Rheinland-Pfalz eingegliedert.
Um Deutschland einheitlich verwalten zu können und ihre Besatzungspolitik zu koordinieren, richteten die Alliierten in Berlin den Kontrollrat ein. Mit der Zeit traten aber die gegensätzlichen politischen Interessen immer mehr in den Vordergrund und machten eine gemeinsame Deutschlandpolitik unmöglich. So nahmen die Zonen schon frühzeitig unter der jeweiligen Besatzungsmacht politisch und wirtschaftlich eine eigenständige Entwicklung.
In der US-Zone gewann Hessen auch als Sitz zentraler amerikanischer Verwaltungsstellen eine überregionale Bedeutung. Unmittelbar nach der Besetzung Frankfurts wurde das Hauptquartier der US-Streitkräfte in Europa (US-FET) im Frankfurter LG.-Farben-Haus eingerichtet. Später hatten die Bizonenverwaltung sowie der Hohe Kommissar für Deutschland in Frankfurt ihren Verwaltungssitz.
Anfangs übten die Amerikaner ein recht rigides Regiment aus. Schießlich sahen sie in den Deutschen ein Volk, das nicht nur den Zweiten Weltkrieg verschuldet, sondern auch ein unmenschliches System von Konzentrations- und Vernichtungslagern hervorgebracht und hierfür Verantwortung zu tragen hatte. Obwohl der NS-Diktatur Millionen von Menschen — Juden, Russen, Polen, Sind und Roma, politisch Andersdenkende — zum Opfer gefallen waren, schien die deutsche Bevölkerung bis zuletzt das System gestützt zu haben.
Sofort nach dem Einmarsch wurden alle deutschen Soldaten in Gefangenschaft genommen und sämtliche Waffen eingezogen. Amerikanische Militärgerichte fällten Todesurteile gegen Deutsche, die amerikanische Flieger gelyncht hatten. Da die Amerikaner zunächst noch das Aufleben nationalsozialistischer Widerstandsorganisationen („Werwolf) fürchteten, verhängten sie nächtliche Ausgangssperren und Verkehrsbeschränkungen; selbst die Benutzung eines Fahrrads bedurfte einer förmlichen Genehmigung des zuständigen Militärkommandos. Radiosender, Post- und Fernmeldeanlagen wurden besetzt, Zeitungen verboten, Gerichte und Schulen geschlossen. „Fraternisierung", d. h. private Kontakte von amerikanischen Soldaten zur deutschen Bevölkerung, war verboten.
Nach wenigen Tagen übernahmen eigens für diese Aufgaben vorbereitete Militärregierungseinheiten in den Städten und Kreisen alle Vollmachten. Ihre Aufgabe bestand zunächst darin, für Ruhe und Ordnung zu sorgen, führende NS-Funktionäre und leitende Verwaltungsbeamte zu verhaften, aber auch Maßnahmen zu ergreifen, welche wenigstens die notwendige Versorgung der Bevölkerung sicherstellten.
Schon wenige Monate später zeichnete sich eine Wende in der amerikanischen Besatzungspolitik ab. In einer Botschaft vom 6. August 1945 schlug Eisenhower gegenüber der deutschen Bevölkerung einen versöhnlichen Ton an. Zwar wies er die Zivilbevölkerung nachdrücklich auf die schwierige Versorgungslage hin, kündigte aber auch die Zulassung von Gewerkschaften und politischen Parteien auf örtlicher Ebene an: „Wir werden Euch helfen, Euer Leben auf demokratischer Grundlage wieder aufzubauen." Auch das Fraternisierungsverbot wurde im Sommer 1945 offiziell gelockert - Frauen und Kindern gegenüber war es ohnehin nie ganz eingehalten worden.
Schon bald wurde den Amerikanern bewußt, daß die Besatzung auf längere Sicht einen erheblichen materiellen und personellen Aufwand erforderte. Ziel war es daher, die Militärverwaltung zu entlasten und zu straffen. Einerseits sollte den Deutschen zumindest so viel Verantwortung übertragen werden, daß sie sich selbst versorgen könnten. Andererseits wurde ein gegenüber der allgemeinen Militärverwaltung besser abgegrenzter Verwaltungszug für die zivilen Belange aufgebaut. So entstand im Herbst 1945 das OMGUS (Office of Military Government of the United States in Berlin), dem das später eingerichtete OMGH (Office of Military Government Greater Hesse in Wiesbaden) unter der Leitung von Dr. J. R. Newman unterstellt wurde.
Aber auch Frankreich forderte eine eigene Zone. Die französischen Ansprüche umfaßten ursprünglich neben Baden, Saar und Pfalz auch die Rheinprovinz und Hessen-Nassau. Damit hatten die Franzosen den Bogen überspannt und riefen den entschiedenen Widerstand der Amerikaner hervor. Als äußerstes Zugeständnis wurde den Franzosen schließlich Rheinhessen um Mainz und die rechtsrheinischen nassauischen Kreise Unter- und Oberwe-sterwald, Unterlahn und St. Goarshausen zugestanden. Diese kamen am 22. Juni 1945 zur französischen Besatzungszone und wurden später in das Land Rheinland-Pfalz eingegliedert.
Um Deutschland einheitlich verwalten zu können und ihre Besatzungspolitik zu koordinieren, richteten die Alliierten in Berlin den Kontrollrat ein. Mit der Zeit traten aber die gegensätzlichen politischen Interessen immer mehr in den Vordergrund und machten eine gemeinsame Deutschlandpolitik unmöglich. So nahmen die Zonen schon frühzeitig unter der jeweiligen Besatzungsmacht politisch und wirtschaftlich eine eigenständige Entwicklung.
In der US-Zone gewann Hessen auch als Sitz zentraler amerikanischer Verwaltungsstellen eine überregionale Bedeutung. Unmittelbar nach der Besetzung Frankfurts wurde das Hauptquartier der US-Streitkräfte in Europa (US-FET) im Frankfurter LG.-Farben-Haus eingerichtet. Später hatten die Bizonenverwaltung sowie der Hohe Kommissar für Deutschland in Frankfurt ihren Verwaltungssitz.
Anfangs übten die Amerikaner ein recht rigides Regiment aus. Schießlich sahen sie in den Deutschen ein Volk, das nicht nur den Zweiten Weltkrieg verschuldet, sondern auch ein unmenschliches System von Konzentrations- und Vernichtungslagern hervorgebracht und hierfür Verantwortung zu tragen hatte. Obwohl der NS-Diktatur Millionen von Menschen — Juden, Russen, Polen, Sind und Roma, politisch Andersdenkende — zum Opfer gefallen waren, schien die deutsche Bevölkerung bis zuletzt das System gestützt zu haben.
Sofort nach dem Einmarsch wurden alle deutschen Soldaten in Gefangenschaft genommen und sämtliche Waffen eingezogen. Amerikanische Militärgerichte fällten Todesurteile gegen Deutsche, die amerikanische Flieger gelyncht hatten. Da die Amerikaner zunächst noch das Aufleben nationalsozialistischer Widerstandsorganisationen („Werwolf) fürchteten, verhängten sie nächtliche Ausgangssperren und Verkehrsbeschränkungen; selbst die Benutzung eines Fahrrads bedurfte einer förmlichen Genehmigung des zuständigen Militärkommandos. Radiosender, Post- und Fernmeldeanlagen wurden besetzt, Zeitungen verboten, Gerichte und Schulen geschlossen. „Fraternisierung", d. h. private Kontakte von amerikanischen Soldaten zur deutschen Bevölkerung, war verboten.
Nach wenigen Tagen übernahmen eigens für diese Aufgaben vorbereitete Militärregierungseinheiten in den Städten und Kreisen alle Vollmachten. Ihre Aufgabe bestand zunächst darin, für Ruhe und Ordnung zu sorgen, führende NS-Funktionäre und leitende Verwaltungsbeamte zu verhaften, aber auch Maßnahmen zu ergreifen, welche wenigstens die notwendige Versorgung der Bevölkerung sicherstellten.
Schon wenige Monate später zeichnete sich eine Wende in der amerikanischen Besatzungspolitik ab. In einer Botschaft vom 6. August 1945 schlug Eisenhower gegenüber der deutschen Bevölkerung einen versöhnlichen Ton an. Zwar wies er die Zivilbevölkerung nachdrücklich auf die schwierige Versorgungslage hin, kündigte aber auch die Zulassung von Gewerkschaften und politischen Parteien auf örtlicher Ebene an: „Wir werden Euch helfen, Euer Leben auf demokratischer Grundlage wieder aufzubauen." Auch das Fraternisierungsverbot wurde im Sommer 1945 offiziell gelockert - Frauen und Kindern gegenüber war es ohnehin nie ganz eingehalten worden.
Schon bald wurde den Amerikanern bewußt, daß die Besatzung auf längere Sicht einen erheblichen materiellen und personellen Aufwand erforderte. Ziel war es daher, die Militärverwaltung zu entlasten und zu straffen. Einerseits sollte den Deutschen zumindest so viel Verantwortung übertragen werden, daß sie sich selbst versorgen könnten. Andererseits wurde ein gegenüber der allgemeinen Militärverwaltung besser abgegrenzter Verwaltungszug für die zivilen Belange aufgebaut. So entstand im Herbst 1945 das OMGUS (Office of Military Government of the United States in Berlin), dem das später eingerichtete OMGH (Office of Military Government Greater Hesse in Wiesbaden) unter der Leitung von Dr. J. R. Newman unterstellt wurde.
URL dieses Dokuments: http://digam.net/index.php?room=630
—
URL dieser Ausstellung: http://digam.net/index.php?exp=137
© 2024 DigAM - digitales archiv marburg / Hessisches Staatsarchiv Marburg, Veröffentlichung
nur mit Genehmigung
Anfragen zu Reproduktionen in hoher Auflösung und druckfähige Vorlagen erhalten Sie von der unter Bestand/Sign. genannten Einrichtung.
Anfragen zu Reproduktionen in hoher Auflösung und druckfähige Vorlagen erhalten Sie von der unter Bestand/Sign. genannten Einrichtung.