2. Antideutsche Propaganda
Pierre Chatillon, 1914
Die Zerstörung der belgischen Stadt Löwen Ende August 1914 und die Tötung von 248 Zivilisten durch die deutschen Besatzer prägten das Bild Deutschlands in der Propaganda der englisch-französischen Entente. In Frankreich setzte sich das Klischee der neuen Hunnen für die Deutschen fest, und der Widerspruch des deutschen Selbstverständnisses einer Kulturnation zu diesen Gräueltaten wurde zur Ausgangsbasis für alle Propagandafeldzüge gegen die Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn. Propaganda betrieb die Entente - insbesondere zu Beginn des Krieges - viel intenviser und bildwirksamer als die Mittelmächte, was in Deutschland beklagt wurde. Abhilfe fand man dort aber nicht. Vielmehr zeigte man sich über diese "Volksverhetzung" moralisch entrüstet.
Auch propagandistische Plakate verwendeten die Mittelmächte nur sehr spät und zögerlich. Auf dem Feld der Satire und der Karikatur aber standen sich beide Seiten kaum in etwas nach. Die moralische Ernsthaftigkeit der Angriffe jedoch, in denen die deutsche Offensive durch niederländische oder französische Zeichner als unmenschlich gebrandmarkt wurde, spricht für sich. Für die Gefangennahme des niederländischen Künstlers Louis Raemaekers wurde von deutscher Seite darum sogar ein Kopfgeld ausgesetzt, weshalb er nach England emigrierte.
War das öffentliche Auftreten Kaiser Wilhelms II. schon früh ins Lächerliche gezogen worden, sorgte seine großspurige und nassforsche Art gleich zu Kriegsbeginn dafür, dass sich die außerdeutsche Presse auf ihn als Kriegstreiber einschoss. Wenn auch die künstlerische Qualität der Darstellung Kaiser Wilhelms als Schlächter eher gering ist, wirkt sie in ihrer Drastik auch noch heutzutage. Die Bilder in den deutschen Satireblättern sind oft ebenso böse und martialisch, erscheinen aber durch die Art der Zeichnung vergleichsweise harmlos.
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