5. Politisierung und Jugendautonomie am Ende der Republik
Die allgemeine gesellschaftliche Politisierung erfasste gegen Ende der 1920er Jahre auch die Jugendbünde. Die Weimarer Republik erschien vielen machtlos angesichts der Herausforderungen der Zeit: Weltwirtschaftskrise, Reparationszahlungen an das Ausland, Landvolkaufstände, Instabilität der parlamentarischen Institutionen. Immer deutlicher lehnten auch viele Jugendliche die schon lange beargwöhnten Einrichtungen von Demokratie und Republik ab. Einige Bünde führten schwarze Fahnen ein und bekundeten damit die Notlage des Reiches.
Ideen der „Konservativen Revolution“ fand in vielen Bünden Anklang, besonders nationalrevolutionäre Vorstellungen, die linkes und rechtes Gedankengut vereinigten. Viele träumten davon, das Gemeinschaftsleben des Jugendbundes auf das ganze Staatsvolk zu übertragen und so ein gleichermaßen sozialistisches wie nationales Deutschland zu schaffen. Den Nationalsozialismus selbst als Massenorganisation und Partei lehnte man trotz vielfach übereinstimmender Zielsetzung zunächst überwiegend ab.
Unter dem äußeren politischen Druck formierte sich Ende der 1920er Jahre innerhalb der Deutschen Freischar noch einmal ein höchst innovativer Bund: die deutsche jungenschaft - dj.1.11 Ihr führender Kopf Eberhard Köbel (tusk) interpretierte den Jungenbund als autonomen Eliteverband, der kulturell moderne Einflüsse aufnahm und gleichzeitig hohe Anforderungen an die Selbstdisziplin und Verantwortung des Einzelnen stellte. Der Einfluss dieser Ideen wie auch der neue Stil ragten noch über die NS-Zeit hinaus bis in die Bünde nach 1945.
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