1. LERNUMGEBUNG: Der lange Weg zu gleichen Rechten. Der Kampf um rechtliche Gleichstellung der Juden im 19. Jahrhundert (Jahrgangsstufe 12)
Das 19. Jahrhundert steht für einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel in der deutschen und der europäischen Geschichte. Am Ende des 18. Jahrhunderts wurden die meisten europäischen Staaten von absolutistischen Herrschern regiert, zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren parlamentarische Demokratien die vorherrschende Regierungsform in Europa. Historiker sprechen deshalb manchmal vom "langen 19. Jahrhundert" und meinen damit den gesellschaftlichen Veränderungsprozess, der in Europa mit der Französischen Revolution beginnt und bis zum Ende des Ersten Weltkriegs reicht, dem Untergang der letzten großen Monarchien in Deutschland, Österreich und Russland.
Die Idee der bürgerlichen Gesellschaft, in der es keine Standesunterschiede mehr gibt, sondern in der alle Mitglieder der Gesellschaft über gleiche Rechte verfügen, bezog sich prinzipiell auf alle Teile der Bevölkerung, also auch auf jene, deren Rechtsstellung bis dahin in besonderem Maße von Unsicherheit und Willkür geprägt war, nämlich der Juden.
Ziel dieser Lernumgebung ist es, die zahlreichen Veränderungen mit Fort- und Rückschritten auf dem Weg zur Durchsetzung einer bürgerlichen Gesellschaft in Deutschland an konkreten Beispielen nachzuvollziehen, ausgehend von den Bedingungen im alten Reich, dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, über die napoleonischen Eroberungen, die Restaurationspolitik des Deutschen Bundes, den Auswirkungen von liberaler Bewegung und 1848er-Revolution bis zur Gründung des Kaiserreichs 1871.
Die zu bearbeitenden Dokumente sind in doppelter Hinsicht beispielhaft ausgewählt: Sie zeigen konkret die rechtlichen Veränderungen und deren Auswirkungen auf den Lebensalltag in Marburg und Umgebung, und sie zeigen das allgemeine Auf und Ab des Kampfes um rechtliche Gleichstellung am Beispiel der seit jeher exponierten Bevölkerungsgruppe der Juden in brennpunktartiger Verschärfung.
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