3. III. Die „Judenaktion vom 10.11.1938“ und die Pogromverordnungen vom 12. November 1938
Mit den November-Pogromen unmittelbar verbunden war die sog. „Judenaktion vom 10.11.1938“, d.h. die auf ausdrückliche Weisung Hitlers erfolgte Verschleppung von annähernd 30.000 männlichen Juden in die Konzentrationslager Buchenwald, Dachau und Sachsenhausen. Die Juden aus dem Regierungsbezirk Kassel wurden – unter Mitwirkung der kommunalen Ortspolizeibehörden, der Landräte, Oberbürgermeister und Bürgermeister – in das KZ Buchenwald verbracht, wobei sie die Transportkosten selbst zu bezahlen hatten.
Die Zahl der vom 10.-14. November 1938 in Buchenwald eingelieferten Juden belief sich auf insgesamt 9.845. Nach den Aufzeichnungen der Lagerverwaltung fanden 207 Juden während der Lagerhaft den Tod, darunter auch der aus Marburg stammende Gerson Isenberg. Die grauenvolle Wirklichkeit im „Totenwald“, insbesondere für die jüdischen Lagerinsassen, schildert eindringlich der christliche Schriftsteller Ernst Wiechert, der vom 7. Juli bis 24. August 1938 im KZ Buchenwald inhaftiert war.
Eine Schlüsselrolle im Kontext der Novemberpogrome nimmt die am 12. November 1938 unter dem Vorsitz Hermann Görings im Berliner Reichsluftfahrtministerium abgehaltene Besprechung zur Judenfrage ein. Die interministerielle Konferenz hatte den Zweck, die „entscheidenden Schritte“ auf dem Weg zur existentiellen Vernichtung des Judentums in Deutschland zentral zusammenzufassen. An der Sitzung nahmen die Minister bzw. die Staatssekretäre aller relevanten Ressorts sowie der Chef der Sicherheitspolizei und des SD, Reinhard Heydrich, teil. Nach einer Aufzeichnung des Auswärtigen Amtes hatte die Besprechung als Ergebnis: Arisierung der Wirtschaft und Enteignung von jüdischem Grundbesitz, Prüfung der Zwangsarbeit des jüdischen Proletariats, Verbot des Besuchs von Theatern usw., Auferlegung einer Kontribution von 1 Mrd. Reichsmark sowie Förderung der jüdischen Auswanderung auf jede Weise.
Die Pogromverordnungen vom 12. November 1938 zur „Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben" usw. setzten diese Ziele unverzüglich in die Praxis um. Goebbels notierte anschließend triumphierend in seinem Tagebuch: „Jedenfalls wird jetzt tabula rasa gemacht“.
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