Marburg im Nationalsozialismus - ein Stadtrundgang
Die vorliegende Ausstellung liefert Materialien zur NS-Geschichte in Marburg. Dabei geht es nicht nur darum, lokal- und regionalgeschichtliche Zugänge zur Geschichte des Nationalsozialismus aufzuzeigen. Vielmehr können zahlreiche Themen der nationalsozialistischen Innenpolitik an ausgewählten Orten beispielhaft verdeutlicht und mit Quellenmaterial so vertieft werden, dass auch allgemeinere Fragen von überregionaler Bedeutung ausgehend von den lokalen Schauplätzen erforscht werden können.
Die in der Ausstellung vorgestellten Orte liegen im Innenstadtbereich und können im Rahmen eines Spaziergangs erlaufen werden. Jeder der vorgestellten Orte ist mit einem thematischen Schwerpunkt verknüpft, der anhand der ausgestellen Materialien eigenständig erforscht und in allgemeinere Zusammenhänge eingebunden werden kann.
Die Ausstellungsräume sind so angeordnet, dass sie im Rahmen eines Rundwegs nacheinander aufgesucht werden können. Die einzelnen Themen können damit in einem chronologischen Zusammenhang erlaufen werden.
Die erste Station "Rudolfsplatz" zeigt den Aufstieg der Marburger NSDAP in den letzten Jahren der Weimarer Republik bis zum Frühjahr 1933.
An der zweiten Station "Rathaus" können die wesentlichen Etappen zur Durchsetzung der NS-Dikatur erkundet werden: die "Machtergreifung" im Rathaus fand hier statt, die "Gleichschaltung" der Presse, die Verfolgung und Ausschaltung der politischen Gegner wurden von hier aus organisiert und durchgeführt.
An der dritten Station "Wettergasse 25" können antisemitische Ausschreitungen, wie sie nach der Boykottaktion vom April 1933 zunehmend stattfanden, an einem einschlägigen Beispiel untersucht werden. Die Ausschreitungen sind spontan und finden ungeregelt statt, treffen aber auf Duldung oder Wohlwollen der Öffentlichkeit und der staatlichen Stellen.
Die vierte Station "Synagoge Universitätsstraße" dokumentiert die Ausgrenzung der jüdischen Gemeinde bis zum Synagogenbrand am 9. November 1938.
Gleich nebenan in der "Untergasse 17" befand sich die vorletzte Station der jüdischen Schule. Nach den Pogromen vom November 1938 wurden jüdische Schülerinnen und Schüler endgültig vom Besuch allgemeinbildender Schulen ausgeschlossen. Diesen Prozess der Ausgrenzung bis zur Schließung der jüdischen Schule nach Abschluss der Deportationen kann man hier nachvollziehen.
Die sechste Station ist das Ladengeschäft und Haus in der "Barfüßerstraße 26". Am Beispiel des dort bis 1938 ansässigen Manufakturwarengeschäfts der Eheleute Stern kann der gesamte Prozess der staatlich organisierten "Arisierung", d.h. der Verdrängung der Juden aus dem Wirtschaftsleben und der Ausplünderung ihrer Vermögenswerte schrittweise nachvollzogen werden.
Das Landratsamt als nächste Station ("Barfüßer Straße 11") ist der Ort, von dem aus die Deportationen in die Konzentrationslager organisiert und durchgeführt wurden.
In der "Schulstraße" kann zwischen dem "Heinrich-Abel-Haus", dem Gebäude der NSDAP-Kreisleitung in der ehemaligen Otto-Böckel-Straße 12 und der damaligen "Horst-Wessel-Schule" der Zugriff der NSDAP auf Schule, Bildung und den Schulalltag erkundet werden.
Am "Kämpfrasen", dem Exerzierplatz der Jägerkaserne an der Frankfurter Straße, fanden schließlich die großen propagandistisch wichtigen Aufmärsche statt: zum "Tag der nationalen Arbeit" am 1. Mai 1933, bevor am Folgetag die Gewerkschaften zerschlagen und ihr Vermögen beschlagnahmt wurde, die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933, hier wurden auch bis 1937 die Kasernen beidseitig der Frankfurter Straße ausgebaut - zur Kriegsvorbereitung.
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