Quellen zur Geschichte der Juden in Hessen 1933-1945
Einführung
Diese in verschiedenen Praktikumsseminaren mit Studierenden der Universität Bielefeld erarbeitete Quellensammlung zur Geschichte der Juden 1933-1945 dokumentiert in annähernd 100 Ausstellungsräumen eine Auswahl wesentlicher Dokumente aus den Beständen des Staatsarchivs Marburg. Ausgewertet und online gestellt wurden Unterlagen aus den Akten verschiedener Gemeinden bzw. Städte (wichtig hier vor allem 330 Kirchhain), ausgewählter Landratsämter (insbesondere 180 Marburg sowie 180 Bad Wildungen, Biedenkopf, Frankenberg, Fritzlar, Wolfhagen), aus den Polizeiakten des Regierungspräsidenten Kassel im Bestand 165 sowie schließlich aus der Beständegruppe 274 Staatsanwaltschaften, die jeweils nach dem Provenienzprinzip gegliedert sind. Hierbei wurden die Strafverfahren vor dem Landgericht Marburg zur Marburger Synagogenbrandstiftung 1938 sowie zum Landfriedensbruch in Kirchhain 1938 annähernd vollständig digitalisiert und im Internet verfügbar gemacht.
Aus diesen Unterlagen können nunmehr die wichtigsten Etappen in der Ausgrenzung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung seit 1933 bis hin zu den Deportationen und zur Vernichtung ab 1941/42-1945 mit vielen Einzeldokumenten aus der nordhessischen Region in ihren wesentlichen Zusammenhängen rekonstruiert werden. Dies bezieht sich zugleich auf die justizielle Aufarbeitung der NS-Verbrechen in Hessen nach 1945, die breit dokumentiert ist.
Die vorliegende Quellensammlung war nicht zuletzt eine grundlegende Vorarbeit für die in wesentlichen Teilen darauf aufbauende Ausstellung des Staatsarchivs Marburg „Pogromnacht - Auftakt am 7. November 1938 in Hessen“ vom 5.11.2008 - 15.5.2009, deren Internet-Version in der gleichnamigen DigAM-Ausstellung abrufbar ist. Zahlreiche Online-Dokumente aus der Pogromnacht-Ausstellung sind im Katalogteil des im Januar 2011 erschienenen Tagungsbandes „Die Verfolgung der Juden während der NS-Zeit“ [siehe Abbildung links] abgebildet.
Mein besonderer Dank gilt den Teilnehmern der Praktikumsseminare der Universität Bielefeld, namentlich Robert Bache, Jan Hendrik Höltje, Nina Koch, Anne Lammers, Katrin Rack, Marcel Reck und Christian Siekmann sowie ferner Martin Platt von der Universität Jena und Jan Klingelhöfer von der Universität Marburg, die vom SS 2006 bis zum SS 2008 unter Anleitung des Unterzeichneten mit großem Engagement, besonderer Empathie und bemerkenswerter Sachkompetenz dazu beigetragen haben, dass dieser umfassende Dokumentenfundus aus dem Staatsarchiv Marburg zur Geschichte der Juden in Hessen 1933-1945 vorgelegt werden konnte.
Reinhard Neebe, Projektleiter DigAM
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