5. Kaiser und Mönch: Luther und Karl V. in Worms 1521
Tafel 5: Kaiser und Mönch: Luther und Karl V. in Worms 1521
Im April 1521 muss sich Luther auf dem Reichstag zu Worms vor Kaiser und Reich für seine neuen Lehren verantworten. Hierbei kommt es zu einer historisch denkwürdigen Begegnung mit dem neugewählten Kaiser Karl V. Als weltlicher Arm der Kirche hat der Kaiser den inzwischen von Papst Leo X. ausgesprochenen Kirchenbann gegen Luther zu vollstrecken. Bevor eine Verurteilung und die Reichsacht ausgesprochen werden kann, muss allerdings eine Anhörung vor den Reichsständen erfolgen, wobei Karl V. dem Beschuldigten das freie Geleit auch für die Rückreise zugesichert hat. Luther bekennt sich in einem zweimaligen Verhör nachdrücklich zu seinen Büchern und Schriften und weigert sich standhaft, seine Aussagen zu widerrufen - es sei denn, er könne durch Zeugnisse der Heiligen Schrift widerlegt werden. Daraufhin verhängt der Kaiser im "Wormser Edikt" vom 26. Mai 1521 die Reichsacht über Luther und seine Anhänger. Der Reformator selbst wird für vogelfrei erklärt, Druck und Verbreitung aller seiner Bücher werden untersagt.
Bemerkenswert an dem Wormser Auftritt Luthers ist nicht zuletzt, dass der Kaiser sich zu einer Gegenerklärung herausgefordert sieht, in der er ein persönliches Bekenntnis ablegt und sein religionspolitisches Programm offenbart: Der humanistisch geprägte Monarch, vom Typus eher Künstler oder feinsinniger Gelehrter, versteht sich als Repräsentant eines universalen, christlich begründeten Kaisertums, der die Einheit der ganzen Christenheit zu bewahren und schützen hat. Wie sich während seiner gesamten Regierungszeit bis 1555 zeigt, ist die Wiederherstellung der kirchlichen Einheit des Abendlandes das Ziel, das Karl V. aus tiefster innerer Überzeugung verfolgt: Die religiöse Spaltung soll dabei nicht einfach nur durch Verdammung und blindwütige Bekämpfung des Protestantismus, sondern unter Einbindung auch der römisch-katholischen und päpstlichen Seite in gemeinschaftlichen Religionsgesprächen und einem großen allgemeinen Konzil dauerhaft überwunden werden.
Nach dem Tode Karls V. im spanischen Yuste hält Philipp Melanchton 1559 in Bologna geradezu eine Eloge auf den Kaiser und seine maßvolle und nach Verständigung suchende Rolle in der Reformation - ja er stellt Karl in seiner historischen Bedeutung sogar auf eine Stufe mit dem römischen Kaiser Augustus (siehe Dok. in Ausstellungsraum 15).
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