8. Schulstraße: Schule und Jugend im NS
Otto-Ubbelohde-Schule, von 1933 - 1945 'Horst-Wessel-Schule' (Foto: Theiß, 2014)
'Horst-Wessel-Schule' [OUS], 'Adolf-Hitler-Schule' [MLS], 'Schlageter-Schule' [FES] - die Umbenennung der städtischen Schulen am 4. April 1933 machte ihre Vereinnahmung durch den neuen Staat deutlich. Die Lehrer und Lehrerinnen sollten deshalb auch keine Individuen mehr erziehen, sondern innerhalb der Schülerschaft das Gefühl für die Gemeinschaft, für das "Ganze" wecken [Dok. 1 und 2 ], damit auch die Schulgemeinde ein Teil der Volksgemeinschaft werden konnte. Daher wurden die SchülerInnen auch zu zahlreichen Feiern in die Aula zusammengerufen, um gemeinsam etwa dem Geburtstag Hitlers oder den Richard Wagners zu begehen sowie Übertragungen des Führers im Radio zu hören. Auf diese Weise sollte es den SchülerInnen leichtfallen, sich mit dem NS-Staat zu identifizieren.
Um sicherzustellen, dass die Lehrer auch ganz im neuen weltanschaulichen Sinne unterrichteten, mussten sie nun dem Führer ihre "Treue" geloben [Dok. 3 ] und Lehrgänge zur "geistigen Umschulung" besuchen [Dok. 4 , 5 , 6 und 7]. Lehrer, die sich nicht als politisch zuverlässig erwiesen oder "rassischen" Kriterien nicht entsprachen, konnten mithilfe des "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom 7. April 1933 leicht aus dem Schuldienst entfernt werden, wie Dokument 8 belegt.
Die Dokumente 9, 10 und 11 zeigen, auf welche Weise eine Auseinandersetzung der Schüler und Schülerinnen mit Themen der NS-Weltanschauung im Unterricht stattfand, besonders anschaulich die Abituraufgaben aus dem Jahr 1941 [Dok. 12 ].
Die Aufgabe der Schule ist nicht nur, SchülerInnen im Sinne der NS-Weltanschauung zu erziehen, sondern auch solche zu bestimmen, die die nächste Schülergeneration erziehen sollen. Daher dokumentiert die Schule nicht nur Leistungen, sondern auch Charaktereigenschaften ihrer Schülerschaft [Dok. 15 ] - Informationen, die der Staat gut gebrauchen kann und für sich nutzen möchte [Dok. 13 ]. Lehrer bzw. Lehrerinnen sollen deshalb nur noch solche Jungen und Mädchen werden, die von der Schule und der Partei "ausgelesen" wurden [Dok. 14 ]. Vorbedingung ist natürlich der Beitritt zum BDM bzw. zur HJ. In den Junitagen des Jahres 1933 fand ein erstes großes Treffen von HJ-Gruppen in Marburg statt [Dok. 16 ], der Artikel in der Oberhessischen Zeitung erläutert die neuen Aufgaben der Jugend außerhalb der Schule [Dok. 17 ].
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