3. Meißnerjugend
Aus den Schülern der ersten Wandervogelgeneration wurden Studenten und Berufstätige, die begannen, ihre Jugend im Wandervogel zu reflektieren. Auch als junge Erwachsene wollten sie ihr Leben im Geist des Wandervogels gestalten.
1913 versammelte man sich zu einem ersten Freideutschen Jugendtag mit etwa 2.000 Wandervögeln und Angehörigen von Lebensreformbünden auf dem Hohen Meißner bei Kassel. Es ging um das Erlebnis der Gemeinsamkeit sowie um eine Positionsbestimmung der jungen Generation in einem fremd gewordenen Vaterland. Sich abwendend vom „billigen Patriotismus“ der Väter wollte die Freideutsche Jugend eine „neue, edle deutsche Jugendkultur“ erarbeiten. [Nach G. Wynekens Aufruf zum Freideutschen Jugendtag .] Dabei fand sie zu einem Bekenntnis, das als Meißnerformel in die deutsche Jugendgeschichte des 20. Jahrhunderts eingegangen und bis heute prägend für viele Jugendbünde ist:
“Die Freideutsche Jugend will aus eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung, in innerer Wahrhaftigkeit ihr Leben gestalten. Für diese innere Freiheit tritt sie unter allen Umständen geschlossen ein. [...]“
Weder eindeutige Ideale noch konkrete Anweisungen für die eigene Lebensführung waren aus der Meißnerformel abzuleiten. Allein die Überzeugung, dass die Zukunft eines „Neuen Menschen“ bedürfe, einte viele und wurde zum Anstoß für lebhafte Debatten, die vor allem von Erwachsenen in die Jugendbünde hineingetragen wurden.
Konkret ging es der Meißnerjugend um das richtige Engagement: für Erziehung und einfaches Leben, gegen kulturellen „Schmutz und Schund“ , für völkische Erneuerung und Menschenrechte, für die soziale Frage. Als die alte Gesellschaft im Weltkrieg unterging und sich eine neue Ordnung nur mühsam etablierte, suchte auch die Meißnerjugend nach Orientierung. Manche engagierten sich im Dienste des Ganzen für Tanz, Gesang und Spiel , andere schlossen sich politisch divergierenden Richtungen an: bei den Arbeiter- und Soldatenräten die einen, bei den nationalen Freikorps die anderen. Einfach nur auf Wanderfahrt gehen – das taten von den Älteren nur noch wenige.
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