11. d.) Aufruhr in Frankfurt am 3. April 1833. (§ 11)
§. 11.
Mit dem Schlage halb zehn Uhr überfielen beide Abtheilungen der Aufrührer mit Hurra – Geschrey und unter dem Rufe: „Es lebe die Freiheit! Freiheit und Gleichheit! Revolution!“ gleichzeitig die zu beiden Enden der Zeilstraße gelegenen Wachgebäude,- die Hauptwache und die Constabler Wache. – Die vor denselben stehenden Schildwachen wurden überwältigt und schwer verwundet, die in den Wachstuben befindlichen Soldaten von ihren in den Vorhallen aufbewahrten Schießgewehren abgeschnitten; zugleich fielen durch die Thüren und zertrüm[m]erten Fenstern Schüsse, wodurch mehrere Soldaten getödtet oder verwundet wurden; die übrigen zersträuten sich. Somit waren die Aufrührer in wenigen Minuten Meister der beiden Hauptwachen von Frankfurt. Der erste Gebrauch, welchen sie von diesem momentanen Siege machten, war die gewaltsame befreiung der in den Wachgebäuden theils wegen Preße Vergehen, theils wegen Theilnahme an den Aufständen vom Oktober 1831 und 1832 /§.8./ verhafteten Angeschuldigten, worunter auch die Litteraten Funk und Freieisen. Die Befreiten wurden aufgefordert, sich den Aufrührern anzuschließen, was auch von mehreren geschehen ist. Einer der Befreiten, Namens Henkelmann, der sich der schwer bedrohten Gefangenwärterin annehmen wollte, wurde voneinem der Rebellen unerkannt ohne weiteres mit dem Bajonette erstochen. Eine andere Parthei der Aufrührer bemühte sich, die noch anwesenden Soldaten, so wie die durch den Tumult herbeigezogene Volksmenge zur Theilnahme zu bewegen. Einem jener Soldaten wurde zu diesem Behufe eine Geld – Summe von 57f [Florin] 30x[Kreutzer] gegeben. - Vor der Hauptwache hielt ein Meuterer eine Rede, in welcher er sagte: „ Ihr Bürger, geht nach Haus, holt eure Gewehre! jetzt ist der Augenblick gekommen, wo ihr eure Freiheit erlangen könnt! Streitet für die deutsche Freiheit! die Brüder aus Rheinbayern sind im Anzuge! Nieder mit dem deutschen Bunde! Es lebe die Freiheit!“ Ein anderer rief: „Freiheit! Herunter mit den Fürsten; nieder die Hunde! Heute ist der Tag, wo ganz Deutschland befreit wird!“ Diese und ähnliche Aufforderungen blieben jedoch ohne den beabsichtigten Erfolg; auch suchten sich einige Bürger der Waffen, die ihnen von Aufrührern aufgedrungen worden waren, alsbald wieder zu entledigen. Inzwischen hatte sich eine dritte Parthei der Aufrührer, auf den Thurm der Domkirche begeben, wo die Thürmerin gezwungen ward, beinahe eine Stunde lang Sturm zu läuten. Andere gaben sich viele Mühe, der in dem Zeughause befindlichen Kanonen habhaft zu werden, was ihnen aber glücklicher Weise nicht gelang, indem in jenem Falle der Aufstand sich in die Länge gezogen und hiedurch die Masse des Pöbels und der Gleichgesinnten, von denen sich bereits in schiedenen Theilen der Stadt mehrere bewaffnete Rotten zu zeigen anfingen, Zeit gewonnen haben würde, sich den Rebellen anzuschließen. So aber wurde der Aufruhr durch das aus der Kaserne herbeieilende Bataillon Frankfurter Linien – Infanterie schnell unterdrückt. Zuerst ward die Hauptwache und zwar ohne Widerstand wieder besetzt, indem die noch daselbst befindlichen Studenten sich vor dem anrückenden Militär theils auf die Constablerwache zurückzogen, theils entflohen, so daß nur einer derselben, der sich verspätet hatte (:Rubner aus Wunsindel:) nach verzweifelter Gegenwehr gefangen genom[m]en ward. Dagegen wurde die Constablerwache erst nach einem zwar kurzen, aber hartnäckigen Kampfe wieder eingenommen, wobey es von beiden Seiten mehrere Todte und Verwundete gab. Im ganzen sind bei diesem Aufruhre sechs Soldaten getödtet und vierzehn, meist schwer, verwundet worden. Auch zwey unbetheiligte Zuschauer erhielten gefährliche Schuß – und sechs andere leichte Stich – Wunden. Von den Aufrührern wurden zwei, der Vormalige Sergeant Zwick und ein Schustergeselle Metzger aus Rolle in der Schweiz, bei Einnahme der Constablerwache erschossen und vier, nämlich Dr – Bunsen, Dr – Körner und die Studenten Rubner und Eimer, leicht verwundet. Auch sollen während des Kampfes einige schwer verwundete Meuterer von ihren Genossen fortgeschafft worden sein, welche später nicht ermittelt werden konnten. Nach Dämpfung des Aufstandes zerstreuten sich die Aufrührer nach allen Richtungen, und es schienen namentlich die Anstifter desselben sich die Mittel der Flucht schon in Voraus bereit gehalten zu haben. Von den 25 Theilnehmern an dem Attentate, deren die Behörden nach und nach habhaft wurden, sind, die meisten, Studenten oder Handwerksgesellen. Die Schuldigsten – Dr – Gärth, Dr – Gustav Bunsen, Dr – Körner, Berchelmann, Dr – v. Rauschenblatt und die polnischen Offiziere – sind nebst vielen anderen meist entkom[m]en.
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