0. Vorwort
Vorwort.
Seit dem Jahre 1789 kämpft die Revolution gegen die bestehende Ordnung der Dinge in Europa. So beharrlich in ihrem Streben, als abscheulich in ihren Mitteln, ist sie zuletzt, - nachdem sie ihr blutiges Panner von einem Ende dieses Welttheils bis zum anderen getragen, Millionen Menschen - Leben, wie Milliarden an Geld verschlungen, und die von ihr heimgesuchten Länder allen Schauer der Anarchie und der Willkühr-Herrschaft Preis gegeben, - in der westlichen Hälfte Europas siegreich gewesen. In Frankreich – ihrem eigentlichen Herde, - in Belgien, Portugal, Spanien, England und der Schweiz trimuphiren heute mehr oder weniger ihre Principien. Zwar ist auch dort der Kampf noch nicht beendigt, denn sie sogenannte Volks - Souveränität gewährt den Völkern keine dauernde Ruhe, und die besitzenden Volksklassen vertheidigen noch ihr Eigenthum und ihre gesetzlichen Vorrechte gegen die alles invellirende Parthey der Proletarier. Allein die Grundlagen der alten Staats-Gebäude sind dahin, und das was an ihre Stelle getreten, hat dem auflösenden, demokratischen Princip ein entschiedenes Uebergewicht verliehen. Ihrem Systeme getreu, hat die revolutionäre Propaganda den Geist der Zwietracht und des Aufruhrs immer weiter auzubreiten gesucht. Noch bluten Italien und Polen an den Wunden, die wiederholte Empörungen und Meuterungen ihnen geschlagen, und auch Deutschland das Land der Treue – ist nun der „Krankheit der Zeit“ nicht verschont geblieben. Diese Erscheinung ist um so betrübender als namentlich Deutschland in den letzten Decenien unter dem milden Scepter weiser und gerechter Fürsten, die ihm inmitten einer sturmbewegten Zeit die Segnungen eines nun bereits zwanzigjährigen Friedens zu erhalten wußten auf der Bahn der Civilisation, gesetzlichen Freiheit und materiellen Wohlstandes Fortschritte gemacht hat, welche selbst die stolzesten Hoffungen der nächstvorigen Generation übertroffen haben, und die mit dem frohen Bewußtsein eines gesicherten Rechtszustandes und eines steten, besonnenen Fortschreitens zum Besseren, alle Volksklassen des gemeinsamen deutschen Vaterlandes in den Gefühlen der Liebe, Erfuhrcht und Dankbarkeit um ihren angestam[m]ten Herrscher vereinigen sollten. Eine böswillige Parthey hat aber mit rastlosem Eifer sich bemüht, das Gefühl seines Glückes in dem Volke zu ersticken und den Samen der Zwietracht in ganz Deutschland auszustreuen. Ehrfürchtige Gelehrte und Halbgelehrte, unpractische Schul - Philosophen und Dogmatikter bemächtigten sich in einer verhängnisvollen Zeit der Presse, um von der angeblichen „Noth des Volkes“ hyperbolisch zu deklamiren, alle Unbilder der Vergangenheit und Gegenwart den Regierungen zur Last zu legen, die bestehenden Institutionen und Verfassungen anzufeinden, und eine radikale Umwälzung des Bestehenden, so wie die Einführung republikanischer Regierungsformen als das einzige und unfehlbare Mittel des allgemeinen Wohles anzugreifen. Durch Reden und Schriften in diesem Sinne erhitzten selbst öffentliche Lehrer die eitle, bewegliche Jugend zu hochverräterischen Unternehmungen, ja bis zum Wahnsinn politischen Meuchelmordes. Auch in der, in Folge des Art: 13 der deutschen Bundes - Akte ins Leben gerufenen Stände - Versam[m]lungen trat den Regierungen vielfältig eine friedliche Oppostion entgegen, deren heftige, nicht selten aus den unlautersten Motiven entspringenden Angriffen dem Ansehen und der Wirksamkeit jener bei der Masse der, keines eigenem Urteils fähigen, empfindlichen Eintrag thaten. So ist es unter dem Einflusses der Zeitereignisse in den Nachbarstaaten gekommen, daß in Deutschland selbst bei gemäßigten Menschen eine Unstim[m]ung, in der altes Mistrauen und neue Irrthümer sich begegneten, künstlich erzeugt ward, daß undeutsche Vorstellungen und Wünsche tief in das Volk eingedrungen sind, und daß, nachdem auf diese Weise der Grund gelegt war, die Revolutions – Parthey darauf bald im Finsteren Schleichende, bald in offene Angriffe übergehende Umtriebe direkt auf ihr Ziel, den Umsturz des Bestehenden – hinarbeitet. Da über den Ursprung, den Umfang und die Bedeutsamkeit dieses Nebels vielfältig irrige Ansichten herrschend, in Folge deren jene bald zu hoch, bald zu niedrig angeschlagen wird, während eine richtige Beantwortung der Fragen, ob und welche Maaßregeln zu Erhaltung und Befestigung der öffentlichen Ruhe und Ordnung im Deutschland zu ergreifen sein möchten? Durch eine genaue und zuverlässige Kenntniß der betreffenden Thatsachen und ihres Zusammenhanges bedingt ist; so schien es der CentralBehörde angemessen, in Gemäßheit des Art:7 des hohen Bundes – Beschlusses vom 20 Juni1833 die wesentlichen Resulte ihrer seitherigen Forschungen in dem nachstehenden Aufsatze zusam[m]enzufassen, welcher mit einer gedrängten, aber vollständigen Uebersicht der stattgehabten revolutionären Umtriebe eine auf Thatsachen gegründete Untersuchung ihrer Ursachen, des Grades ihrer Gefährlichkeit und der Mittel der Abhülfe verbindet.
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