3. Berichte der Gestapo und Kaltenbrunner- Berichte an NSDAP- Reichsleiter Martin Bormann über den 20. Juli
Ausstellungsraum 3 zeigt die interne Berichterstattung der NS- Informationsbehörden zum 20. Juli.
Zur Klärung von Ablauf, Beteiligung und Hintergrund des Hitler- Attentats am 20. Juli wurde zunächts eine Sonderkommission des RSHA gegründet. Diese erläutert den Hergang des Attentats und gibt Auskunft über Opfer und Beteiligte (Dokument 3.2.).
Parallel lief die Berichterstattung des Chefs des SD, Kaltenbrunner, an Hitlers Sekretär Martin Bormann (Dokument 3.1). Kaltenbrunner lieferte regelmäßig Informationen über den Fortgang der Untersuchungen direkt an Bormann. Diese Berichterstattung verdeutlicht die Interpretation des 20. Juli aus Sicht der nationalsozialistischen Machthaber. Nach Berichten über die Reaktion der Bevölkerung auf das Hitler- Attentat, den "stimmungsmäßigen Auswirkungen des Anschlags auf den Führer" erstellte Kaltenbrunner Berichte zu Tathergang und Motivation der Beteiligten. Der Bericht vom 24. Juli 1944 (Dokument 3.3) ist dabei die Basis der Untersuchungen, die im Fortgang durch neue Erkenntnisse sukzessive erweitert und geändert wird.
Kaltenbrunners Berichterstattung liegen Befragungen der im Zuge einer "Sonderaktion" Festgenommen zu Grunde (Dokument 3.3). So sagte bspw, Generalmajor Oster über Fellgiebel aus, er sei schon deutlich vor 1944 an Umsturzplänen gegen das Hitler- Regime beteiligt gewesen (Dokument 3.5). Den Grund für Fellgiebels Beteiligung an Planung und Durchführung des Umsturzes sieht Kaltenbrunner in einer "falsch verstandenen Kameradschaft" (Dokument 3.6).
Verschiedene Dokumente (Dokument 3.7.1, Dokument 3.7.2 und Dokument 3.7.3) zeugen von der teilweise harschen Kritik Fellgiebels an der militärischen Führung und Hitler selbst, den Fellgiebel als "Phantast" bezeichnet (Dokument 3.7.3).
Ein Schlüsseldokument für die Beurteilung der Rolle Fellgiebels im Widerstand und für das Geschichtsbild ist Dokument 3.10, in dem Kaltenbrunner feststellt, dass Fellgiebel nach Erhalt der Nachricht, der "Führer" habe den Anschlag überlebt, resignierte und die geplanten umfangreichen nachrichtentechnischen Sperrmaßnahmen nicht durchgeführt habe. So entstand in gewisser Weise ein Mythos vom "Versagen" Fellgiebels, gegen den dessen Hinterbliebene noch Jahrzehnte ankämpften, um eine akzeptable Würdigung Erich Fellgiebels zu erreichen (siehe Ausstellungsraum 7 und Ausstellungsraum 8).
MP
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