2. Landesherrliche Repräsentation, Festkultur und höfisches Leben in Marburg
Dass landesherrliche Repräsentation in diesem Maße ausgelebt werden konnte, war nur möglich, weil das Marburger Schloss lange auch Herrschaftssitz der Landgrafen war. Um sich repräsentativ besser darstellen zu können, wurden im Jahr 1484 sogar Wappen gefertigt, die den Landgrafensaal schmücken sollten (Dok. 2.8). Dieser Saal ist bis heute der bedeutendste Raum des Schlosses, in dem zahlreiche Veranstaltungen stattfinden.
Die Hofhaltung und Repräsentation forderten allerdings auch ihren Tribut. Neben dem Inventar, welches immer wieder erneuert oder repariert werden musste, mussten die Weinkeller und Vorratskeller ebenfalls instand gehalten werden und immer gefüllt sein, um die empfangenen Gäste angemessen bewirten zu können (Dok. 2.10-2.13). Die wechselnde Zahl der anwesenden Personen bereitete der Haushaltsführung besonders bei der Vorratshaltung auch Schwierigkeiten. Dies wurde im Herbst 1597 besonders deutlich, als wegen eines Pestausbruches der Landgraf Ludwig IV. (1537-1604), Sohn von Philipp dem Großmütigen, und viele Hofbedienstete Marburg verließen, während zeitgleich über Gotha und Alsfeld 315 gekaufte polnische Ochsen nach Marburg unterwegs waren. Als besonders herausragendes Beispiel für Repräsentation kann man vielleicht die Hochzeit 1566 zwischen Sabine von Württemberg mit Landgraf Wilhelm IV. sehen, der zahlreiche wichtige Persönlichkeiten wie Pfalzgraf Johann Casimir und die Herzöge Eberhard und Christoph von Württemberg beiwohnten (Dok. 2.3). Die Herzöge von Sachsen gehörten ebenfalls zu den Personen, die das Schloss beherbergte, so waren 1476 Herzog Wilhelm und 1499 Herzog Albrecht von Sachsen Gäste des Landgrafen.
Es gab aber nicht immer nur ernste Gespräche und Staatsgeschäfte im Schloss. Repräsentation bedeutete auch, sich von der geselligen Seite zu zeigen und Feste abzuhalten, an denen auch das Volk teilnehmen konnte. Es wurde auch für Attraktionen benutzt, wie die Fastnacht 1487 oder 1735 (Dok. 2.1 und 2.2). Auch wurden diverse Ritterfestspiele und Turniere dort abgehalten (Dok. 2.4 - 2.6).
Katharina von der Osten-Sacken
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