22. Der Erste Weltkrieg und die Juden
Juden im Ersten Weltkrieg
„Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche! Zum Zeichen dessen, dass Sie fest entschlossen sind, ohne Parteiunterschied, ohne Stammesunterschied, ohne Konfessionsunterschied durchzuhalten mit mir durch dick und dünn, durch Not und Tod, fordere ich die Vorstände der Parteien auf, vorzutreten und mir das in die Hand zu geloben.“ So verkündete es Kaiser Wilhelms II.
Vielen jüdischen Deutschen erschien der beginnende Krieg im August 1914 als Chance, Patriotismus zu beweisen. Verbände wie der „Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“ ihre Mitglieder 1914 zum Kriegsdienst auf.
Zur Mobilisierung erschienen vielfältige Flugblätter und Aufrufe, z.B. schrieb die „Jüdische Rundschau“:„Wir deutschen Juden kennen trotz aller Anfeindungen in den Zeiten des Friedens heute keinen Unterschied gegenüber anderen Deutschen. Brüderlich stehen wir mit allen im Kampfe zusammen.“
Ähnlich formulierte es Ludwig Geiger, der Herausgeber der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" am 21. August 1914.
Etwa 100.000 deutsche Juden wurden zum Soldatendienst eingezogen, davon meldeten sich über 10.000 freiwillig zum Dienst an der Front, ungefähr 12.000 Männer wurden getötet. Dennoch konnte der latente, später der offene Antisemitismus nicht wirklich überwunden werden: die Loyalität der Juden wurde immer wieder angezweifelt.
Udo Engbring-Romang
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