61. 330 Melsungen B 322: Erteilung von Pässen an Juden (Vorbereitung für die Auswanderung) 1933-1942
Die Dokumente, die in diesem Ausstellungsraum zu sehen sind, stellen eine Auswahl aus der Kommunalakte 330 Melsungen B 322 dar. Diese umfasst Schriftwechsel des Melsunger Bürgermeisters aus den Jahren 1933-1942 zu Fragen der Auswanderung von Juden v. a. in Hinblick auf die Ausstellung von Pässen.
Zum einen wurden Erlasse des Reichs- und Preußischen Ministers des Innern berücksichtigt, die an den Melsunger Bürgermeister weitergeleitet wurden. In diesem Zusammenhang ist die Ausstellung von Pässen Gegenstand der Runderlasse vom 25. Februar und vom 16. November 1937 (Dokumente 6, 13). Des Weiteren erhielt der Melsunger Bürgermeister Rundverfügungen der Staatspolizeistelle für den Regierungsbezirk Kassel wie diejenige vom 3. Dezember 1936, in der die Benachrichtigung bei Auswanderungsvorbereitungen geregelt wurde (Dokument 10). Vonseiten des Landrats in Melsungen wurde der Melsunger Bürgermeister in einem Schreiben vom 22. September 1936 aufgefordert, Änderungen bei Personenangaben wie den Wohnsitzwechsel zu melden (Dokument 8). Insgesamt können auf diese Weise die Vorgaben auf Reichs-, Regierungsbezirks- und Landkreisebene nachvollzogen werden.
Darüber hinaus wurden Dokumente aufgenommen, die Einzelschicksale auf kommunaler Ebene in Melsungen zeigen. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die Reisepässe von Arthur Katz und Paula Levy (Dokumente 5.2, 14.1). Daneben wurden exemplarisch Schreiben ausgewählt, die die Vorbereitung zur Auswanderung einzelner Personen erkennen lassen. Beispielsweise dokumentiert die „Dringlichkeitbescheinigung“ vom 29. September 1938, die dem jüdischen Ehepaar Speier erlaubte 100 Reichsmark aus Deutschland mitzunehmen, die beabsichtigte Auswanderung nach Nordamerika (Dokument 16). Schließlich finden sich in diesem Ausstellungsraum zwei Schreiben aus den Jahren 1941 und 1942, die die „Aberkennung“ der deutschen Staatsangehörigkeit von Meinhard Meyer bzw. Rebekka Levy behandeln (Dokumente 24, 25).
Insgesamt gibt dieser Ausstellungsraum einen Überblick über Vorschriften zur Auswanderung von Juden unter nationalsozialistischer Herrschaft und dokumentiert Einzelschicksale aus Melsungen.
Bearbeitet von Katrin Rack
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