Entwurf einer Juden-Ordnung in elf Artikeln:
[fo 1r] Vff diese nachgemelte Articul achtet meyn gnediger fůrst vnnd Herr zů Hessen etc., das die Judenn nach zwey jare lang in seyner fůrstlichen gnaden Landenn zůdulden vnd zů uersuchen sein solt, wie sie sich halten vnnd anlassen wollten. Darnach hette man sich weyther gegen jnen mit lengernn [längerem] dulden oder nicht důlden zůrichten.
Erstlich, das die Judenn mit dem aidt versprechen, bey den jrenn kein lesterunge wider Christum, vnnsern hern vnnd seyne hailige Religionn zůtreiben noch zůgestattenn, sonnder sich des allein zůhalten, das jnenn Moses vnnd die Propheten vorgeben habenn, vnnd das sie aůch die jrenn mit keyner satzung jrer Thalmudischen lerer beschweren, wilch dem gesetz vnnd den Propheten nit gemeß seyen. Damit durch die Thalmudischen gotlose gedicht die Armen, gůthertzigenn jůden vonn vnnser warren Religion nit zum fůrnembstenn abgehalten werden.
Zům andernn, das die juden nirgendt newe Synagogenn vfrichtenn, sonder sich allein der alten vnd vergebaweten mit aller still gebraůchenn.
Zům dritten, das sie aůch versprechenn mit niemandts vonn denn vnssrn von der Religion zů disputiren jn eynigem wegk, dan allein mit denen predigern, die man darzů besonnders verordnen wirdet.
[fo 1v] Zum vierdtenn, das sie zů denn predigenn, die man jnen jn sonderheit verordnen soll, sambt hren weib vnnd kienndernn kommen wollen.
Zům funfften. Sollenn zimlicher weyse kaůffen vnnd verkauffen, doch jn denn Stedtenn vnnd ortern, da kein zunft werenn, ader [oder] da [wo] sie die zůnft leidenn mochten. Doch sollenn sie jr ware nit verteuren, sonder vmb eynenn zimlichenn, pillichtenn pfenning geben, wie es jnenn die beamptenn Burgermeyster vnnd Rath samptlich setzenn wůrden. Vnnd sollenn keyne ware verkauffen, sie haben die dann zůuor durch meins gnedigenn furstenn vnd Hernn beampten, auch Burgermeyster vnnd Rath samptlich schetzen vnnd erkennen lassen, ob sie jnenn ann solchen ortenn zůuerkauffen vnd zůuerhandelen zůstehen mocht ader nicht.
Zům sechstenn. Sollen alle jre Hendel vfrichtig treiben, mit keynem vngepurlichen handel ader vinantz vmbgehen. Wo eyner solchs vberfůre, wůcher ader vnrechte hendel triebe, der soll vonn meynem gnedigenn herrn vnd fůrsten darumb nach gelegenheit vnnd seyner furstlichenn gnadenn geuallens [Gefallen] gestraffet werden. Wurden auch meins gnedigen fursten vnnd herrn Stadthalter vnd Rethe ader seyner furstlichenn gnaden beampten, Burgermeister vnnd Rath jnn Stedten samptlich erkennen, das ein Jůde solche verprechunge gethan hette, so sollenn sie jnen darumb [fo 2r] straffen vnd nit erstet an sein fůrstlich gnade gelangenn lassen, nemblich mit verfallunge [Einziehung] aller seyner guter vnd straffe des thorns [Turms] viertzehenn tage lange. Vnnd der, so solchen falsch von den judenn ausersen [bemerken] vnnd mit grundt anzeiget, soll habenn denn zehenden pfennige von solchen verfallen vnnd verwirckten gůdtern.
Zům siebenndten. Sollen keynen jůdischen gesuch [Darlehen auf Zins] ader wůcher treibenn vnnd die armen leuthe vbernemen. Wurden sie aber eynem eyn, zwew ader drey ader mehr leihen, solch sol gescheen jm beysein der amptleuthe ader amptknecht ader mit wiessen eynes Rath vnnd dauon nach pillicher wirderunge [Schätzung] derselbigen, als vonn aynem hundert eyn jar langk funff guldenn, ader was man sonstet den Christen zůgeben pflegt, gegeben werden.
Wo auch ein jude befundenn wurde, der daruber eynem Christen meins gnedigenn fursten vnnd hern vnderthanen was leyhenn wurde ane [ohne] semptliches vorwissen seyner furstlichen gnaden amptleuthe, burgermeyster vnnd Raths jn Stedtenn, der soll auch vnnachlessig darumb gestraft werden, nemblich mit verlierunge desselbigenn ausgeliehenen gelts vnd nach eynest [noch einmal] souiel herausergebung als desselbigenn vßgeliehenen gelts gewesenn ist, auch straff des thorns vierzehenn tage langk.
[fo 2v] Zum achtenn. Sollenn eynen eydt zů got schweren, keynem Stadthalter, Rath, amptmann, amptknecht, Burgermeyster ader diener noch iren weibern, noch kindern was zů schencken, auch nit eynen eynigen pfenning ader pfennings bey straffe seines leibes vnnd lebenns. Wurde auch ein Jude daruber diesenn genanten beampten ader diener was schencken, der soll on alle gericht vnnd nottrecht derowegen wie trawloser boeswicht am lebenn gestraft werden, damit sie, die beampten, nit also durch gab gestochenn [bestochen] vnnd den Judenn desto er [eher] jr vinantzen, vnpillichenn wůcher vnd vngepůrliche Hendell gestatten vnnd zůsehenn [durchgehen lassen]. Wurde auch derůber [trotzdem] ein beampter geschenck vonn Juden nemmen vnd jre vinantzen ader vngepurliche hendell zůsehen, der soll vonn meym gnedigenn hern auch darůmb vnnachlessig gestraft werdenn.
Zům neunten. Die beampten, auch Burgermeyster vnd Rath sollenn mit vleis darauf sehenn, das sich die Judenn dieser articull also gehaltenn.
Zům zehenden. Will auch meyn gnediger herr jnen zůlassen, das sie sonderliche personen vnter jnen haben, die beneben den amptknechten mit zůsehen, das die Juden sich rechtschaffen vnnd dieser articull gehalten. Wilcher sich aber derenn nit halten wurde, das sie dennselben vnter sich selbst auch nach jrer satzunge straffenn můgenn.
[fo 3r] Zům elftenn. Das sie meynem gnedigen fursten vnd hernn denn schutzpfenninge geben, was sie mit meynen gnedigen hern vberkommen [Übereinkommen] werdenn vnnd sonnderlich eyn yeder, nach dem er vermagk.
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