Pfefferkorn hat folgendes Mandat bei Kaiser Maximilian I. nicht allein mit seiner eigenen Überzeugungskraft erwirkt. Vielmehr waren es die Franziskaner und Dominikaner, die ihm die nötige Unterstützung gewährten. Mit deren Vermittlung kam Pfefferkorn in Kontakt mit der franziskanischen Äbtissin Kunigunde, die zugleich die Schwester des Kaisers war. Diese war mit dem Vorhaben einverstanden (mache sagen, sie sei begeistert gewesen) und gab Pfefferkorn ein Empfehlungsschreiben an ihren Bruden, den Kaiser, mit.
Wortlaut des Mandats:
Wyr Maximilian vō gottes gnade Erweiter Römischer kaiessr zů allen zeiten merer des reichs/ In Germanien zů Hūgern Dalmacia Craocia künig, Ertzgertzog zů Ostereych hertzog zů Brugndia zů Brabant vnd Pfaltzgrauffe ec. Entbietten allen vn ietlichen iuden in allin vnsern vnd des Reichs Stetten mörckten [Märkten] vn flecken gesesser allēthalben gemeinlich vn ietlichē in sond’hait/ dz wyr glaubwirdig bericht seind/ wie yr in euwern Synagogē lybereien od sunst bey üch habē solt / etliche vngegrūtde [falsche] vnnütze bůcher vn schrifftē/ die nit alain vnsern hailigē Cristen glaubē vn des selben nach folgē zů schmach spot vertilgūg vn übel sund [sondern] auch wid [wider] die bücher vn gesetz Moysi vn d prophetē die doch ir selbs zů glaubē vn zů halten bekenet erdicht vn auff gericht sein söllen / die üch auch nit alain vō vnserm cristē glauben ebwenden sund in ürem iüdischē glauben yrrūg machen/ verfürren vn zů ketzerey raitzē dar in vns als Römischem kaiser vn weltlichē schwert d cristenhait zůsehen wol gebürt vn gemaint ist. haben dem nach vnsem diener vn des reichs getreuwen Joa pfeffeerkorn vō Cöln als ainem wolgelertn/ vnnd erfarn euwers glaubens vn d bůcher Moysi vn prophetn vordnet vn ym hie mit ernstlich beuelle [Befehl] vn gewalt gebē Alle euwer bůcher vn schrifften überal zů uisitieren [visitieren] zů erfarē vn besehn vn was darund befunden die wid die bůcher vn gesatz moisi. auch d prophetn wern un wie obstet vngegrūt/ vnser hailign cristn glauben zů schmach vn übel richten / die selbē alle / doch an iedē ort mit wissen ains raths vn in gegnwartigkait des pastors / auch zwaier vō rathe odd oberkait vō üch zůnemē die aweg zethō vn zů vndrruckn dar durch wo ir ye vnsern hailign cristen gluabn nit haltn wolt/ dar zů üch d almechtig mit gnaden weisen wöl/dz yr doch vnd zwaien übel dz mind` böß erwelt vn nit zů weitern vn meren schadn euwer solen seligkaiten auß euwern fürgenōnen iudischen glauben/ die yr sal vn ketzerey geet/ sund bey den bůchern moisi vn prophetn als wir halten bleibet/ dz wolten wir uch nit vhalten, eüch allen mit ernst gebittēde [gebieten] vnd wöllen wa vn an welchē enden d obgenant Jo pfefferkorn zů üch komen vn üch dyß vnser madat [Mandat] anzaigen oder bkinden würt, dz yr ym vn dem gedachten Pastor od pfarer vnd geordneten vō R‚atten [Räten] / alle eüwer bůcher vnd schrifften euwers glaubens fürbringet/ die genůgsamlich sehen vund vnemen vnd die vngegrünten erdichten von bößen dar auß nehmen vnd abton lassen wie abstatt/euch des auch nit s‚atzet widere tvnnd [tun] dar inn kains wegs er aziehet, auß nicht wegert [weigert] noch vngehorsammer erscheinet bey vermeidung vnser schweren straff, vnd vngenad [Ungnade] an euwern leib vnd gütter Und beuelhen [befehlen] dar auff allen vnd ietlichē pfarernn, dar zů Burgermaisternn, Richtern vnnd ratgen [Rätten] aller vnd ietlicher stat mercktin vnd flecken So diser vnser brieff für kompt vnd damit ermant werden Auch ernstlich gebieten das ir den obgemeten Joannes Pfefferkorn berürter ainer handlung an allen enden gütlich stat geber Auch ir die Pastor vnd pfarrer personlich mit vnd bei der handlung seit [seid] vnd erscheinet/ vn ir die Burgermaister richter vnd rethe alle zeit zwen euwers rats fründ dar zů verornet vnd im also zů der hanlung fürdrung hilff vnd rat beweisset/ daran thůt ir zů sampt der ere gots vnd vnsers hailigen cristen glaubens vnser ernstliche mainnung vnd gůt geuallen [Gefallen]. Geben [Gegeben] in vnseren keisserlichen Heer, bei Badua [Padua] Am XIX tage des maners Augusti, Anno ec.im.ix vnsers Reichs des römischen Im xxiiii. vnd des Hunggerischen im xx. Per regem pro. Ad mandat adni imperato.pro. Serentiner.
Transkription: A. Siluk
Quelle: Bayerische Staatsbibliothek München
Aufgaben:
1. Analysieren Sie den Aufbau des Mandats? Berücksichtigen Sie dabei: welche Rechtfertigungen zu diesem Erlass werden gebracht? Wie soll Missbrauch verhindert werden? Welche Strategien sind enthalten, damit dem kaiserlichen Befehl Folge geleistet wird?
2. Welche Aussagen im Mandat sind, Ihrer Meinung nach, direkt von Pfefferkorns antijüdischer Propaganda beeinflusst bzw. übernommen?
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