Brief Maximilians I. an den Erzischof von Mainz Uriel, in dem er ihm den Auftrag erteilt, Gutachten von Universitäten und Gelehrten über die jüdischen Bücher zu holen
Diesen Brief des Kaisers an den Mainzer Erzbischof veröffentlichte Reuchlin in seinem "Augenspiegel". Diese Schrift, die als Antwort auf Pfefferkorns Schmähschrift "Handspiegel" geschrieben war, liefert neben der Dokumentation des bisherigen Verlaufs der Angelegenheit auch das vollständige Gutachten Reuchlins über die Bücher der Juden (Siehe Dokument Nr. 5), sowie seine Apologie zu Pfefferkorns Beschuldigungen, die er am Schulss dieser Schrift widerlegte. Da im "Augenspiegel" Pfefferkorn persönlich angegriffen wird, vor allem sein Christsein, veranlasste er die Untersuchung der Schrift durch die Inquisition. Der Inquisitionsprozess, der 10 Jahre dauern soll, beschäftigte sich mit der Frage, ob diese Schrift ketzerische Aussagen enthält, weil sie die Juden zu viel begünstigt.
Wortlaut des Mandats
[Aii r] Laut die commission von wort zů wort also,
Maximilian von gotts gnaden Römischer kaiser etc. Erwirdiger lieber neue vnnd churfürst/ vnns zweifelt nit [noch] dein lieb sy noch inn frischer gedechnus der handlung so wir der iuden bücher halbē in verschiner zeit für genōmē/ und daruff wir dich mit sampt etlichē vniuersiteten [Universitäten] vnd andern gelerten vnder sachverstendigen zů commissarien verordnet laut vnßer cōmission deshalben vß gangen/ Nun haben wir in verschiner zeit den iuden ire bücher wider zů geben verschaffen/ der gestalt das die also beschribē vnd vnuerruckt biß vff vnsern wytern beuelch [Befehl] behaltē werde. Da mit aber inn sollichē allem grüntlichen gehandelt werden mög/ so empfelhen wir deiner lieb ernstlich vnnd wöllen/ das du den vniuersiteten Cöln/ Mentz/ Erdtfurdt vnnd Haidelberg/ des gleichen Jacoben Hochstraß kezermaister zů Cöln lerer der hailigenn schrifft/ Johann Reüchlin lerer der recht/ Victor von korb priester/ vnd andern der hebraischen schrifft vnd gesetz verstendigen vnd gelerten die nit iüden sind/ fürderlichen schreibest/ vnnser für genommen handlung anzaigest/ vnd von vnser wegen beuelhest [befehlst] die sachen grunttlichen nach notturfft zů erwegen vnd zů beratschlagen/ welcher masßen [Maßnahmen] vnd vff was grundt vnd weg das alles anzůfahen vnd zü thon sy/ vnnd sunderlichen ob solliche bücher so sie über die bücher der zehē gebot Moysi/ der propheten vnnd psalter des altten testamennts gebrauchen abzethon/ göttlich vnnd loblich/ [Aii v] vnnd unsern hailigen glauben nůtzlichen sei/ vnd zū merung vnd gůtt kommen mög/ vnd dir sollich ire ratschleg zů schicken die du als dan fürter auch übersehen/ vnnd vns des alles mit sampt deinē rat vnd gůt bedunckē by Johansen Pfefferkorn den wir der sachē zů sollicitator geordnet schrifftlichen weiter berichten sollest/ vnnd dich dar an kainerlai ann der beuelch irren oder verhindern lassest/ sunder dem also nach kōmest/ daran thüt dein lieb vnßer ernstlich mainung. Geben zů füssen am sechsten tag des monats Julii anno domini c.xv hundert vn im zehendē vnser reich des römischē im funff vnnd zwaintzigsten/ vnnd des vnngerischen im ain vnnd zwaintzigsten iaren. Ad mandatum domini imperatoris proprium. Per regem pro.ma. Sernteiner subscripsit
Dem erwirdigen Vrieln ertzbischoffen zu Mentz des hailigen römischen reichs durch Germaniē ertzcantzlern vnßerm lieben neuen vnd Churfürsten.
So laut das Mandat alßo
Wir Maximilian von gots gnaden erwöltter römischer kaißer zů allen zeitten merer des reich sinn Germanien/ zů Hungern/ Dalmatien/Croatienn etc. künig/ ertzhertzog zů Osterreich/ hertzog zů Burgund/ zů Brabant vnd Pfaltzgraff etc. Embietten den ersamen gelertten vnsern andechtigen vnd lieben getrewen. N. rectorn, vicarien vnd legenten der vniuersiteten Cöln/ Mentz/ Erffurt vnd Haidelberg Jacoben Hochstraß ketzermaister zů Cöln lerer der hailigen schrifft. Johansen Reüchlin lerer der recht. Vichtorn vō Korbo priester/ vnd allen vnd yegklichen der hebraischen gesetz/ schrifften vnd wesens gelerten vnd verstendigen die nit iuden sein/ so mit disem vnnserm brieff oder glauplicher abschrifft darvon er sücht werden vnser gnad vnd alles güt. Wir haben dem erwirdigen Vrieln ertzbischoffen zů Mentz des hailigen römischen reich sinn Germanien ertzcantzlern vnßerm lieben neuen vnd churfürsten der iudē bücher halben/ so sie yetzo über die bücher der zehen gebot Moysi der propheten vnd psalter des altten testaments gepruchē ettwas für zenemen vnd zů handeln beuolhen [befohlen]/ laut vnßer commission des halben vß gangen/ des leichen üwern [euren] ratschlag vn gůt bedunckē hierinn zů vernemen/ dē nach empfehlen wir euch allen vnd üwer yedem erstlichen vnd wöllen das ir inn den selben sachen vff des genanttē vnßers lieben neuen vn churfürsten anzaigen fürderlichē vnnd onverzogenlichen [unverzüglich] üwer ratschlege vnd gůt beduncken verfasset/ vnnd die seiner lieb zů schicket/ dar mit er wyter vnserm beuelch nach handeln vnd procediern mög/ vnd darinn nit verziehet oder sümig erscheinet/ daran thüt ir vnßer ernstlich mainung. Gebē zů füssen am xxvi. Des monats Julii nach Christi geburt fünf/zehen hunndert vnnd im zehennden vnnßer reich des römischenn im fünff vnd zwaintzigstē vnd des vngerischen im ain vnd zwaintzigsten iaren. Ad mandatum domini imperatoris proprium. Per regem pro[pria] ma[nu]. Sernteiner subscripsit.
Transkription: A. Siluk
Quelle: Bayerische Staatsbibliothek München
Aufgaben:
1. Was kann man über die Motiven des Kaisers bei dieser Angelegenheit aus diesem Schriftstück erfahren? Und was über seine Politik gegenüber Juden?
2. Wer sind die Anderen Personen, die im Mandat erwähnt werden? Warum wurden ausgerechnet sie gewählt? Welche Rolle werden sie im weiteren Verlauf der Affäre spielen?
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