Landtagsabschied, u. a. über die Judensteuer, Treysa, 29. Mai 1566
Ausf. StA Darmstadt, E 2 Nr. 4/2 Bl. 249-260, Papierlibell mit 16 Siegeln der anwesenden Ritter.
Zu wissen. Als der Romischen Key[serlichen] Maj[estat], unser allergnedigister Her, uff itzigem Reichstagk zu Augspurgk durch Churfursten, Fursten und gemeine Stende deß Reichs ein dreifacher Romzug uff acht Monat zur Eylenden, deßgleichen zur Beharlichen Hilf in den dreien nechstvolgenden Jharen, jedes Jars besonder, ein einfacher Romzug uff acht Monat langk, darczu zwen einfache Romzuge zu Underhaltung eczlicher Pferdt, im Warthgeldt bewilliget und sonderlich verabschiedet worden ist, daß ein jede Obrigkeit von ihren Underthanen, geistlich und weltlich, exempt undt nicht exempt, gefreiet und nicht gefreiet, wie Recht und Herkommen were, diese bewilligten Reichssteuren, soviel die zu eines jeden Stands gepuerendem Antheil ertruge, zu erheben und einzupringen gut Fug und Macht haben solten, derwegen der durchleuchtig, hochgeborn Furst und Her, Her Philips der Elter, Landgraf zu Hessen, Grave zu Catzenelnbogen etc., unser gnediger Furst und Her, einen Landtag anhero gehn Treisa außgeschrieben und doruff seiner f [ürstlichen] Gnaden] getrewen Ritterschaft, Prelaten und Landtschaft solchs alles verhalten und gnediglich begeren lassen, uff Wege zu gedencken, wie solche vorgemelte Reichssteur, welche alle zusamen in einer Summa zu seiner f [ürstlichen] G[naden] Antheil ertragen 78 600 Gulden, jeden zu 15 Patzen gerechnet, zum fuglichsten erhoben und einpracht werden mochten; so haben uff beschehenem Furhalt Ritter und Landtschaft sich entlichen vereiniget, verglichen, bewilliget und verabschiedet, daß vorberurte Summa angeschlagen, uffgefordert, gegeben, eingenohmen und geliffert wer-den sol, wie underschidlich hernach volgt:
[…] 2 Die Judden, sie sitzen under unserm gnedigsten Fürsten und Hern oder denen vom Adel, sollen zu diesen Steuren also angeschlagen werden, daß ein jede Juddenperson, sie sei jung oder alt, zu der Eilenden Hilf uffs erst Ziel einen Gulden erlegen, und die reichen Judden in solcher Anlage den armen zu Hulf khommen. Im andern Ziel der Eilenden Hulf sol ihr jeder von hundert Gulden Hauptguts, ahn was Wahr die immer gelegen, einen halben Gulden und also uff und ab geben und doch hirmit ihr Wucher unbecreftiget sein. Zur Beharlichen, dreijherigen Hulf aber soll ein jeder Jud von hundert Gulden Hauptguts neun Albus zu einem jeden Ziel insonderheit erlegen, dregt uff drei Ziehl einen Gulden vom Hundert.
[…] 2 Actum Treisa den 29. Maii anno 1566.
1 Einzelheiten zur Umlage der Steuern unter den christlichen Untertanen der Landgrafschaft.
2 Bestimmungen zur Sicherung der Steuern u.a., Siegelankündigung der anwesenden Ritter.
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