Der Bürgermeister in Kirchhain schreibt an den Landrat in Marburg, betreffend die Ausschreitungen gegen Juden von der Nacht des 8. November, in seiner Stadt aufgrund eines Berichtes in der Kurhessischen Landeszeitung und der Oberhessischen Zeitung zu Unruhe und Empörung gekommen sei, wegen des "feigen Mordanschlags in Paris". [gemeint ist der Fall des Diplomaten Ernst Eduard vom Rath, der am 7.November von Herschel Grynszpan angeschossen wurde und am 9. November verstarb] Der Bürgermeister schreibt, man habe ihm um 19.00 Uhr auf dem Nachhauseweg mitgeteilt, dass sich ein Verkehrsunfall ereignet habe und er sich deshalb zum Rathaus begab, dort jedoch feststellte dass die Polizei schon vor Ort sei um diesen aufzunehmen. Dort hörte er nach eigenen Angaben bereits das klirren von Fensterscheiben, was er mit dem Anschlag vom 7. November in Verbindung brachte. Um 21.30 wurde ihm mitgeteilt, dass neben der Synagoge auch das jüdische Gemeindehaus, sowie die Häuser der jüdischen Bürger Plaut, Steinhauer, Stern sowie die Villa des Leopold Jakob verwüstet wurden. Es folgt eine genaue Beschreibung der einzelnen Schauplätze, sowie der Handlungen des beteiligten Gendarmerieobermeisters Mai, dem vom Kreisoberinspektor Seufzer um 21.45 Uhr die Anweisung gegeben wurde, die Polizei und Gendarmerie in Zivil einzusetzen, um die betroffenen Grundstücke zu sichern. Dies habe er zusammen mit dem Bürgermeister direkt und vor Ort veranlasst. Der letzte Satz des Briefes lautet: "abgefasst um 4 Uhr morgens."
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