Staatspolitischer Ausschuß an Hermann Bauer zur Beschlagnahmung von Wohnung in Marburg durch die Militärregierung, 3. 12. 1945 [78]
Staatspolitischer Ausschuß
Marburg-Lahn, den 3. Dezember 1945.
Antifaschister Ausschuß der demokratischen Parteien
Herrn
Hermann Bauer Marburg
Die Militär-Regierung hat der Stadtverwaltung die Auflage gemacht, für eine dauernde Besatzungstruppe in Stärke von 3000 Mann geschlossene Stadtviertel mit allem Zubehör amerikanischer Lebenshaltung zur Verfügung zu stellen.
Die kasernenmäßige Unterbringung der Truppe ist durch die Belegung der Landesheilanstalt und die der vorhandenen Kasernen nach Auskunft des städtischen Bauamtes, das die Aufträge der Militär-Regierung auszuführen hat, gesichert. - Daneben werden aber für Offiziere, Unteroffiziere und Verwaltungsbeamte 437 komplette Sieben-, Fünf- und dabei 375 Dreizimmerwohnungen beansprucht.
Durch diese Auflage würde ein Zustand für Marburg geschaffen, den unsere Stadt als Universitätsstadt nicht tragen kann.
Daher sollen Mittel und Wege gefunden werden, durch Vermittlung des hiesigen Gouverneurs an höchster Stelle der Militär-Regierung die Soll-Stärke der Garnison erheblich herabzusetzen.
Der Oberbürgermeister, der Rektor der Universität, der Dekan der Medizinischen Fakultät und die Vorsitzenden der politischen Parteien werden daher zu einer Beratung auf Donnerstag, den 6. Dezember nachmittags 5 Uhr von dem Antifaschistischen Ausschuß der demokratischen Parteien in das Rathaus, Zimmer 1 b, eingeladen. - Die Geladenen werden gebeten, persönlich zu erscheinen und sich nicht etwa vertreten zu lassen, da der Gegenstand der Tagesordnung für Marburg als Universitätsstadt eine Lebensfrage bedeutet.
Tagesordnung:
1.) Stellungnahme zu der Regelung der Besatzungsfrage.
2.) Verschiedenes.
Stempel Stadt Marburg i. A. Treut
Anmerkungen:
[78] Staatspolitischer Ausschuß an Hermann Bauer, 3. 12. 1945, Bauerpapiere
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