Original, Ausfertigung, Pergament, 3 Pergamentstreifen für Siegel, Siegel 1 und 2 verloren, Siegel 3: Dietrich, Dekan des Klosters Blankenau. Druck: Schannat, Dioecesis, 1727, S. 294 f. (zum Jahr 1288, fehlerhaft).
Stiftung eines Spitals in Blankenau durch den Dekan Dietrich und die Äbtissin Bertradis, 16. Mai 1287
Cum omnes fideles Christi ad caritatis officium teneantur maxime tamen hii, quos religionis tytulus et habitus pretulit ad opera hospitalitatis et misericordie constringuntur, igitur presencium inspectoribus constare volumus universis, quod nos Theodericus decanus fundator monasterii in Blanckenouwe, Bertradis abbatissa et conventus sanctimonalium ibidem de consensus venerabilis patris nostri Marcwardi Fuldensis ecclesie abbatis et conventus eiusdem loci domum dei hospitalem construere cupientes structuram monasterii nostri veterem eidem hospitali, deputavimus cum bonis et reddittibus subnotatis, videlicet allodio uno in Heincelle, uno in Besewins, septem bonis in superiori Malkozis, quarto dimidio solido de bonis in Stochusen persolvendis, in Hamundis duobus plaustris feni ante monasterium nostrum agris dimidii aratur excolendis. Item tribus ortis, uno videlicet pomerio et duobus olerum. Supradicti itaque hospitalis cum omnibus prescriptis attinentibus communi consilio et voluntate prescriptorum Berthoo prespiterio, capellano nostro dicto de Ruhenbach causam et amministracionem quo ad tempora vite sue commissimus sub hac forma, quod ipse Berthous tres infirmos teneat et procuret relevamina quoque mense nostre ad eorundem infirmorum subsidium presententur. Si quos vero de familia nostra infirmari contigerit similiter teneat prebenda ipsorum infirmorum a monasterio ministrata. Hospites etiam advenas in lectisterniis et aliis beneficiis subductis expensis, que a monasterio ipsis ministrabuntur prout melius poterit procurabit. Preterea recognoscimus, quod sepedicto Berthoo nomine capellani prebendam a monasterio dari consuetam assignavimus et unum talentum Fuldenis denariorum in bonis Heincelle, que a Conrado milite bone memorie dicto de Vischburn comperavimus temporibus vite sue annis singulis persolvendis. Item usum pascuorum et lignorum ad sui indigenciam sibi permittimus tamquam nobis. Adiectum est etiam quocumque casu monasterium nostrum ad tenendum hospitale quod avertat dominus insufficiens redderetur omnis redditus et bona prescripta ad usum ecclesie exceptis his, que ab officio capellani percipere debet, videlicet prebendam cum talento denariorum sine contradictione qualibet revolventur.
Acta sunt hec in Blanckenouwe anno domini M°CC°LXXXX°VII° proxima feria sexta post ascensionem domini presentibus frater Gerhardo, frater Heinrico, frater Wigando, frater Heidolpho, frater Wilhelmo, conversis. Adolpho, viceplebano in Slytese, Udelrico rectore scolarium montis beate virginis prope Fuldam, Wigando milite dicto Pera, Berthoo senior de Slytese et Berthoo Lapicida. In cuius rei testimonium presentem litteram sigillis videlicet venerabilis patris nostri Marcwardi Fuldensis ecclesie abbatis et conventus ibidem ac nostri duximus roborandam.
Übersetzung
Da alle Christen zum Dienst der Nächstenliebe angehalten sind, besonders aber jene, welche Titel und Ornat eines religiösen Ordens vorantragen, zu den Werken der Gastfreundschaft und Barmherzigkeit verpflichtet werden, also wollen wir all jenen, welche dieses lesen, bekannt machen, dass wir Dietrich, Dekan und Gründer des Klosters in Blankenau, die Äbtissin Bertradis und der Konvent der dortigen Nonnen mit Zustimmung unseres ehrwürdigen Vaters und Abtes der Fuldaer Kirche Markward sowie des dortigen Konvents begehren, ein Hospital zu Ehren Gottes in den alten Gebäuden des Klosters zu errichten. Wir haben diesem Spital nachfolgend genannte Güter und Einkünfte zugewiesen: ein Allod in Hainzell, eines in Besges, sieben Güter in Obermalkes, 4 ½ Schilling, die von Gütern in Stockhausen zu bezahlen sind, in Harmerz zwei Karren Heu und vor unserem Kloster ein halber Acker, der gepflügt wird; ebenso drei Gärten, nämlich ein Obst- und zwei Gemüsegärten. Die genannten Güter und Einkünfte des Hospitals haben wir demnach mit allen genannten Zugehörungen nach gemeinsamem Rat und Willen der Vorgenannten dem Priester Bertho genannt von Rombach, unserem Kaplan, auf Lebenszeit zur Besorgung der Geschäfte und der Verwaltung in der Form überlassen, dass Bertho drei Kranke aufnehmen und ihnen Erleichterung verschaffe und auch den Kranken unseres Tisches Hilfe dargereicht werden soll. Wenn jemand aus unserer klösterlichen Familie von Krankheit befallen wird, so soll Bertho die Pfründe jener Kranken haben, die vom Kloster verwaltet werden. Auch die fremden Gäste, die durch Betten und sonstige Wohltaten Ausgaben verursachen, die vom Kloster getragen werden, soll er so gut wie möglich versorgen. Ebenso erkennen wir an, dass dem mehrfach genannten Bertho als Kaplan eine gewöhnliche Pfründe vom Kloster gegeben wird. Wir haben ihm auch ein Pfund Fuldischer Pfennige zugewiesen, die von Gütern in Hainzell jährlich bezahlt werden und die wir vom Ritter Konrad von Fischborn seligen Angedenkens zu dessen Lebzeiten gekauft haben. Auch gestatten wir ihm die Nutzung der Wiesen und der Hölzer nach seinem Bedürfnis und gleich wie uns.
Hinzugefügt ist auch, dass im Falle, wenn unser Kloster nicht mehr in der Lage sein sollte, ein Hospital zu unterhalten, was Gott verhüten möge, alle genannten Einkünfte und Güter zum Nutzen der Kirche zurückfallen mit Ausnahme dessen, was zum Dienst des Kaplans geschuldet wird zu geben, nämlich die Pfründe mit dem Pfund Pfennige, die in jeder Weise ohne Widerspruch dahin zurückfließen wird.
Dies ist geschehen zu Blankenau im Jahre des Herrn 1287 am sechsten Tag (Freitag) nach Christi Himmelfahrt in Gegenwart der Brüder und Konversen Gerhard, Heinrich, Wigand, Heidolf und Wilhelm sowie von Adolf, dem Vicepleban in Schlitz, von Ulrich, dem Rektor der Schule auf dem Liebfrauenberg bei Fulda, dem Ritter Wigand genannt Pera, von Bertho dem Älteren von Schlitz und von Bertho Lapicida (Steinmetz).
Zum Zeugnis dieser Rechtssache haben wir die vorliegende Urkunde mit Siegeln, nämlich dem unseres ehrwürdigen Vaters und Abtes von Fulda Markward, dem des Konvents dieser Kirche und mit unserem bekräftigen lassen.
Erläuterung
Im Jahre 1265 stiftete der Vasall des Fuldaer Abtes Hermann von Schlitz genannt von Blankenwald zusammen mit seiner Frau Agnes ein Nonnenkloster der Benediktinerinnen in dem schon damals nicht mehr bestehenden Ort Staken (Wüstung), ca. 20 Kilometer westlich von Fulda am Rande des Vogelsbergs. Hermann bestimmte das Kloster, das den Namen Blankenau erhielt und später auch als Kloster der Zisterzienserinnen bezeichnet wird, als Bestattungsort für sich und seine Ehefrau. Seine Tochter Lukardis sollte als Nonne in das Kloster eintreten. Die Stiftung wurde durch den Fuldaer Abt Bertho II. von Leibolz (reg. 1261-1271) im Jahre 1269 bestätigt (https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction.action?detailid=v852404&icomefrom=search). Im Laufe des 13. Jahrhunderts wurden zahlreiche Güter und Einkünfte an das Kloster geschenkt, nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass zahlreiche Töchter des örtlichen Adels hier untergebracht werden sollten. Schon bald nach der Klostergründung wurde eine Vergrößerung des Anwesens notwendig. Man zog um 1280 an die Stelle, an der heute die Propstei Blankenau steht, während die früheren Gebäude für eine Spitalgründung frei wurden. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts war die wirtschaftliche Lage Blankenaus sehr angespannt. So wird zu dieser Zeit berichtet, dass die Äbtissin und die Nonnen wegen der geringen Einkünfte Not leiden müssten. Auch die Klosterdisziplin scheint im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts sehr gelitten zu haben, so dass sich der Fuldaer Fürstabt Johann I. von Merlau (reg. 1395-1440) im Jahre 1420 veranlasst sah, strenge Statuten für das Zusammenleben der Blankenauer Nonnen zu erlassen. 1438 fiel ein Großteil der damals 33 Nonnen der Pest zum Opfer. Nachdem im Bauernkrieg das Kloster weitgehend zerstört wurde, verließen die meisten Insassinnen den Konvent. 1565 gab es neben der Äbtissin nur noch drei Schwestern. Um das Jahr 1580 war Blankenau völlig verwaist, da der überwiegend protestantisch gewordene buchische Adel seine Töchter nicht mehr hier unterbrachte.
Was den Dekan und Klosterverwalter Dietrich, der in der Urkunde fälschlicherweise als Gründer (fundator) angesprochen wird, sowie die Äbtissin Bertradis, eine Schwester des Abtes Bertho II. von Leibolz, zur Gründung eines Spitals bewog, lässt sich nur vermuten. In einer kurzen Phase, als die Güterschenkungen dem Konvent ein bescheidenes Einkommen sicherten, war man offenbar der Meinung, einen Teil der Einkünfte an einen Kaplan abzweigen zu können, der dem Spital vorstehen sollte. Der Umstand, dass nur höchstens drei Kranke aufgenommen werden sollten, lässt sowohl Rückschlüsse auf die geringe Zahl der Klosterinsassen als auch auf die geringe Dotierung zu. Wie die medizinische Versorgung im Einzelnen aussah, lässt sich nicht sagen. Ein Arzt war mit Sicherheit nicht vor Ort. Der Spitalmeister konnte nur dafür sorgen, dass die Kranken ein einigermaßen bequemes Bett hatten und bei Bedarf gefüttert wurden. Welches Personal ihm hierbei zur Seite stand wird in der Urkunde ebenso wenig geregelt wie der Tagesablauf im Spital.
Während die Nonnen das Kloster verlassen hatten, retteten die Pröpste als Inhaber und Verwalter der Propstei Blankenau die Tradition von Kloster und Spital über die Reformationszeit hinweg. Besondere Verdienste erwarb sich hierbei Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg, der später zum Abt von Fulda (reg. 1623-1632) aufstieg. Er ließ in den Jahren 1616-1620 die Kirche und das Spital erneuern und sorgte mit einer umfangreichen Dotation für eine solide wirtschaftliche Grundlage (die darüber ausgestellte Urkunde vom 30. April 1620 in: https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction.action?detailid=v6159654&icomefrom=search). Durch eine Verordnung des Jahres 1627 wurde festgelegt, dass im wieder aufgebauten Hospital nicht mehr als acht Personen gepflegt werden sollen (https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction.action?detailid=v6159643&icomefrom=search ).
Glossar:
- buchischer Adel:
- Spitalmeister:
Literatur:
Dominikus Heller, Aus den Pfarreien des Fürstbistums Fulda, 4. und 5. Heft, Fulda 1958, S. 527-532; Erwin Sturm, Zisterzienserinnen-Kloster Blankenau, in: Buchenblätter 33 (1965), S. 129-130, 135-136; Stephan Hilpisch, Das St. Elisabeth-Hospital zu Blankenau von 1803 bis 1965, in: Fuldaer Geschichtsblätter 42 (1966), S. 20-26; Erwin Sturm, 700 Jahre St.-Elisabeth-Hospital zu Blankenau, in: Buchenblätter 60 (1987), S. 99; Erwin Sturm, Die Bau- und Kunstdenkmale des Fuldaer Landes, Band 1: Der Altkreis Fulda, 2. Aufl. Fulda 1989, S. 85-105; Germania Benedictina VII, S. 57-65.
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