Martin Luther zu seinen "Weibergeschichten" und seiner Eheschließung mit Katharina von Bora in Briefen an Spalatin, 16. April und 16. Juni 1525
Was Du übrigens über eine Ehe für mich schreibst: ich will nicht, daß Du Dich darüber wunderst, daß ich selbst nicht heirate, der ich ein so berüchtigter Liebhaber bin. Das ist um so verwunderlicher, als ich, der ich so oft über die Ehe schreibe und mich in Weibergeschichten einmische, nicht schon längst ein Weib geworden bin, geschweige denn irgendeine geheiratet habe. Doch wenn Du ein Beispiel haben willst, siehe, da hast Du ein sehr überzeugendes: ich habe nämlich zugleich drei Frauen1 gehabt und habe so stark geliebt, daß ich zwei verloren habe, welche andere Freier nehmen werden. Die Dritte halte ich kaum am linken Arme, auch sie wird mir ebenfalls bald entrissen werden. Aber Du träger Liebhaber wagst es nicht einmal, der Ehemann einer zu werden. Doch siehe zu, daß ich, dessen Sinn der Ehe ganz fern steht, Euch ganz bereitwilligen Freiern nicht einmal zuvorkomme, wie Gott das zu tun pflegt, was man am allerwenigsten erwartet. Dies sage ich, damit ich Dich ohne Scherz zu dem treibe, was Du vorhast. Gehab Dich wohl, lieber Spalatin.
1 Die Namen, auf welche dieser Brief anspielt, sind nicht sicher feststellbar (Ave Alemann und Ave Schönfeld, die dritte = Katharina von Bora?).
Martin Luther an Spalatin, 16. Juni 1525
Ich habe denen das Maul gestopft, die mich mit Katharina von Bora in üblen Ruf bringen, lieber Spalatin. Kommt es dazu, daß ich ein Festmahl mache, meinen Ehestand damit zu bezeugen, dann mußt Du nicht allein dabei sein, sondern auch mithelfen, wenn etwas an Wildpret nötig sein sollte. Indessen wünsche uns Glück und Gottes Segen.
Ich habe mich durch diese Heirat so verächtlich und geringschätzig gemacht, daß ich hoffe, es sollen die Engel lachen und alle Teufel weinen. Die Welt und ihre Weisen verstehen dieses göttliche und heilige Werk nicht, ja sie machen es an meiner Person gottlos und teuflisch. Deshalb habe ich größeren Gefallen daran, daß aller derer Urteil durch meinen Ehestand verurteilt und beleidigt wird, die in der Unkenntnis Gottes zu bleiben fortfahren wollen. Gehab Dich wohl und bete für mich.
WA Br 3, 474 f.;533 Nr. 857 u. 892. Lateinisch, in deutscher Übersetzung vollständig wiedergegeben bei Kurt Aland, Luther deutsch, Bd. 10, Stuttgart 1959, S. 148 u. 158
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