Zu Beginn des 16. Jahrhunderts stand Landgraf Philipp („der Großmütige“) von Hessen lange Zeit im Brennpunkt der geistig-politischen Erneuerungsbestrebungen. Ab 1524 öffnete er sich mehr und mehr der neuen Glaubenslehre und bemühte sich um einen Ausgleich zwischen den widerstreitenden Lehrmeinungen. Da die öffentliche Auseinandersetzung zwischen den Anhängern Martin Luthers und Huldrich Zwinglis, die vor allem um das rechte Verständnis des Abendmahls kreiste, die protestantische Bündnisfront gegen Kaiser und Papst nachhaltig zu schwächen drohte, lud Philipp die wichtigsten Reformatoren 1529 zu einem Gespräch auf das Marburger Schloss. Vom 1. bis 4. Oktober 1529 diskutierten Martin Bucer, Philipp Melanchthon, Martin Luther und Huldrich Zwingli und andere intensiv und kontrovers über die unterschiedlichen Auffassungen in der Abendmahlslehre – leibliche Gegenwart Christi in Brot und Wein (Luther) versus Gedächtnishandlung der versammelten Gemeinde zur Stärkung des Glaubens (Zwingli). Obwohl die Divergenzen in der zentralen Frage nicht ausgeräumt werden konnten, einigte man sich doch in immerhin 14 Punkten. Als erste schriftliche Fixierung einer gesamtevangelischen Bekenntnisformel markieren die sog. „Marburger Artikel“ einen Meilenstein in der Geschichte der Reformation.
Anfragen zu Reproduktionen in hoher Auflösung und druckfähige Vorlagen erhalten Sie von der unter Bestand/Sign. genannten Einrichtung.