Die Alphabetisierung der Juden auf dem Land und den ausgeprägten Sinn für Familiengeschichte und -tradition dokumentiert ein einzigartiges Dokument, das trotz der Shoa und der Ermordung seiner letzten Besitzer erhalten geblieben ist - eine von mehreren Generationen über die weibliche Linie und daher gleich in drei Familien aus Roth vererbte Bibel, die ein mit grobem Faden eingenähtes Doppelblatt handschriftlicher chronikalischer Notizen in Hebräisch, später in Deutsch enthält. Die Eintragungen beginnen mit dem Jahr 1803 und Enden 1921. Geburten und Todesfälle sind überwiegend in Hebräisch verzeichnet, auch von Frauen, in Deutsch z. B. ein besonders schlimmes Hochwasser von 1841 ("Hier schreibe ich ein Denkmal auf, das von 17ten auf den 18ten Januar 1841 das Wasser so groß gewesen, als das bei Mensche gedenke so keins gewessen ist, an den Ekband (= Eckpfosten des Fachwerkhauses) habe ich es gezeichnet mit 3 nägel Meier Höchster") und die Mobilmachung vom 1. August 1914 (fol. 3v). Zu einigen Geburtseinträgen aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts fehlen amtliche Quellen, was diese Aufstellung besonders wertvoll für die Genealogie der jüdischen Familie macht. Daneben zeeigt dieses Stück, dass es zur religiösen Praxis gehörte, die Bibel und auch weitere Texte in Hebräisch zu lesen.
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