Am 26. August 1933 zwingt die Marburger SA-Standarte "Jäger 11" den Medizinstunden Jakob Spier, ein Schild mit der Aufschrift "Ich habe ein Christenmädchen geschändet!" durch die Stadt zu tragen. Um die Aufmerksamkeit der Passanten zu erregen, geht der SA-Spielmannszug vorneweg.
Jakob Spier stammte aus einer Familie in Schrecksbach (Kreis Ziegenhain). Nach dem Besuch des Oberrealgymnasiums in Alsfeld hatte er 1927 ein Medizinstudium in Heidelberg aufgenommen und war vom Wintersemester 1930/31 bis zum Frühjahr 1933 an der Universität Marburg eingeschrieben und wohnte zuletzt in der Biegenstraße 19.
Er hatte sich mit einer jungen Frau aus Marburg verabredet, sowohl sie als auch ihre Eltern waren mit der Verabredung einverstanden.
Die SA schleppte Jakob Spier im Zug bis zum Marktplatz, wo der SA-Standartenreferent Paul-Gerhart Todenhöfer in einer Ansprache "deutsche Mädchen und Frauen" davor warnte, sich mit Juden einzulassen.
Jakob Spier wurde am Ende dieser Aktion "in Schutzhaft genommen".
Quellen und Literatur:
OZ vom 28.8.1933
John R. Willertz, Marburg unter dem Nationalsozialismus (1933 - 1945), in: Erhart Dettmering, Rudolf Grenz (Hrg).: Marburger Geschichte. Rückblick auf die Stadtgeschichte in Einzelbeiträgen, Marburg 1980, S. 600.
Klaus-Peter Friedrich: Ein dunkles Kapitel Marburger Geschichte, in: Oberhessische Presse, 25.08.2014.
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