18. Nordosteuropa: Preußen, Baltikum und Polen
Tafel 18: Nordosteuropa: Preußen, Baltikum und Polen
Die Ideen Luthers finden im nordöstlichen Europa früh Gehör. Sowohl im Deutschordensstaat und in Polen-Litauen als auch in der Livländischen Konföderation (heute Est- und Lettland) sind ab 1520 lutherische Drucke im Umlauf, wird im lutherischen Sinn gepredigt. 1523 wendet sich Luther mit dem Brief an die Christen in Riga, Reval und Dorpat an diese gleichzeitig zur Hanse und zur Livländischen Konföderation gehörenden Städte, die sich der lutherischen Reformation angeschlossen haben. Die wichtigen Reformatoren in den baltischen Städten kommen fast ausschließlich aus dem engeren Umfeld Luthers: Andreas Knopken, Johannes Brieseman, Nikolaus Glossenius.
Teile der Livländischen Konföderation und Polen-Litauens gehören zum Deutschordensstaat. In Livland findet anders als in Polen-Litauen das Luthertum Anfangs keine Verbreitung; der Deutschordensmeister Wolter von Plettenberg verteidigt die alte Lehre. Später, unter dem letzten Deutschordensmeister Gotthard Kettler (1559-1565), bekennt sich der livländische Zweig des Deutschen Ordens offen zum Luthertum.
Albrecht von Brandenburg-Ansbach (Albrecht von Preußen) Hochmeister des Deutschen Ordens und in regem Austausch mit Luther und Landgraf Philipp, bekennt sich zum Protestantismus und säkularisiert 1525 den Deutschen Orden. Der Deutschordensstaat wird zum lutherischen Herzogtum Preußen unter Lehnshoheit der polnischen Krone. Ein Teil des polnischen Herrschaftsgebietes gehört damit zum protestantischen Einflussgebiet.
Während der Reformationszeit herrschen in Polen-Litauen die Könige Sigismund I. (1506-48) und Sigismund II. August (1548-72), beide aus dem Geschlecht der Jagiellonen. Sigmund I. versucht zwar mit Edikten, den Protestantismus zu begrenzen, er legt aber den Protestanten gegenüber eine tolerante Haltung an den Tag und gewährt aus Glaubensgründen Verfolgten Asyl.
Eine der wichtigsten Personen in diesem Raum ist Johannes a Lasco (1499-1560). 1524 trifft er in Zürich Huldrych Zwingli, in Basel verbringt er bei Erasmus von Rotterdam ein halbes Jahr. Die breite Rezeption der Schriften des Erasmus wie derjenigen des reformierten Glaubens in Polen ist a Lasco zu verdanken.
A Lasco ist für eine Reform der Kirche, er will aber den Bruch mit Rom zunächst vermeiden und steht deswegen Luthers Vorgehen kritisch gegenüber. Später wird er Anhänger der Confessio Helvetica. Nach kurzem Aufenthalt als Superintendent in Norddeutschland wirkt er im Auftrag von Albrecht von Preußen in London, um unter der Obhut König Edwards VI. die Flüchtlingsgemeinden aus den Niederlanden zu organisieren. Dort entsteht die von ihm verfasste Kirchenordnung Forma ac ratio, welche vor allem in Norddeutschland und den Niederlanden größten Einfluss auf das reformierte Kirchenrecht ausübt. Diese Schrift hat a Lasco König Sigismund II. August von Polen in der Hoffnung gewidmet, ihn für die Reformation gewinnen zu können.
Nach der Thronbesteigung Maria Tudors 1553 und ihrem Versuch der Rekatholisierung Englands muss a Lasco das Land verlassen. Nach Aufenthalten in Dänemark und Deutschland, wo er sich mit Calvin und Melanchthon austauscht, kehrt er mit Unterstützung von Landgraf Philipp nach Polen zurück. A Lasco versucht eine Union der polnischen Protestanten zu schaffen. Deren Einigung im Consensus von Sandomir 1570 erlebt er jedoch nicht mehr. Erst 1573 setzt die Warschauer Konföderation die freie Wahl der Religion durch: Lutheraner, Reformierte und Katholiken besitzen die gleichen Rechte.
Es ist der Arbeit der Jesuiten in der Zeit der Gegenreform geschuldet, dass die polnischen Territorien ohne Gewalt und durch geschickt eingesetzte Bildungspropaganda für den Katholizismus zurückgewonnen werden.
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