[Transskription]
Frankreich, den 5ten August 1870
Liebe Eltern und Frau!
Ich habe jetzt schon drei Briefe geschrieben, und noch auf keinen Antwort erhalten, und ich kann gar nicht begreifen, wie das eigentlich ist, da doch der Messerschmidt ujnd der Rühl schon Briefe erhalten haben. Ihr werdet doch hoffentlich noch gesund sein.
Wir sind am 4ten August über die Grenze gerückt, des Nachts um zwei Uhr, im furchtbaren Regenwetter des morgens kamen wier an den Feind um 9 Uhr und hat gedauert bis den Mittag 4 Uhr, in welcher die Franzosen geschlagen worden sind.
Von unser Companie sind drei gefallen, ich bin aber noch gesund und unverletzt.
Den andern morgen sind wier wieder vor, aber die Franzosen hielten nicht mehr Stich. Ich will Euch auch noch kund thun, daß der Klös totd ist und einem von Wetzlar Namens Waldschmidt das Bein angeschossen ist.
Ihr sollt mir aber ja nichts weiter sagen, denn sie werdens noch zu früh gewahr werden. Macht Euch nur nicht zu viel Gedanken um mich, und betet recht fleißig vor mich, wie ich es schon gethan habe, und noch thun will, das übrige müssen wir Gott anheim stellen. Die Niederkleer sind noch gesund.
Grüßt mir alle Freunde und Verwandte und behaltet im Andenken euren Fritz
Hoffe auf baldige Antwort
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