Papst Gregor IX. (1227—1241) ermahnt König Ludwig IX. von Frankreich, die von den Kreuzfahrern gegen die Juden verübten Ausschreitungen zu bestrafen, 5. Sept. 1236
Rieti, 5. Sept. 1236.
An den erlauchten König von Frankreich!
Wir haben die bewegliche und erbarmungswürdige Klage der Juden im Königreich Frankreich vernommen, dass die Kreuzfahrer aus den Diözesen Angers, Poitiers, Le Mans, Tours und St. Brieuc (die Juden grausam verfolgt haben) und aus diesem Grunde die Juden sich entschlossen haben, zur Gnade des apostolischen Stuhles untertänigst ihre Zuflucht zu nehmen. Es ziemt aber den Königen, Recht und Gerechtigkeit walten zu lassen, da nach den Propheten die Ehre des Königs das Recht liebt, und Recht und Gerechtigkeit seinen Stuhl gründen und es seines Amtes ist, die Unterdrückten von der Hand ihrer Bedrücker zu befreien (Psalm 37,28. 97,2 u. a.).
Wir bitten daher die Königliche Hoheit und ermahnen sie ernstlich in dem Herrn, solche Ausschreitungen abzustellen, denn sie sind abscheulich und ungeheuerlich und verstoßen gegen die Gottheit, nach deren Bild die Menschen gebildet sind, und gereichen dem apostolischen Stuhl, durch dessen Privileg sie (die Juden) geschützt sind, zur Unehre. Wir bitten Dich also, solche Übergriffe, die sie sich mit außerordentlicher Leichtfertigkeit herausgenommen haben, mit der Macht, die Dir vom Herrn übergeben ist, auszumerzen und den Juden alles ihnen Abgenommene wieder zustellen zu lassen, damit Du mit der Tat beweisest, dass Du das Unrecht hassest und die Gerechtigkeit liebest und wir die Aufrichtigkeit Deines Eifers in dem Herrn nach Verdienst rühmen können.
Julius Höxter, Quellenlesebuch zur jüdischen Geschichte und Literatur. III. Teil, Frankfurt a.M. 1927, S. 21
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