Umweltschäden in der ehemaligen DDR
Das Versagen der sozialistischen Planwirtschaft wird nicht nur durch den wachsenden Rückstand in der quantitativen und qualitativen Güterversorgung dokumentiert, sondern auch im Mangel an öffentlichen Gütern. Es ist bezeichnend, daß die schwersten Versäumnisse in den beiden Bereichen festzustellen sind, für die man noch am ehesten eine Überlegenheit der staatlichen gegenüber der marktliehen Steuerung hätte vermutet werden können, im Umweltschutz und in der Ausstattung mit Infrastruktur. Zugunsten der Güterversorgung wurden die Umwelt ausgebeutet und die Infrastruktur vernachlässigt.
Die Umweltbelastung in der ehemaligen DDR ist auch im Weltmaßstab beispiellos. Im Jahre 1988 wurde mit 5,2 Mio. Tonnen die fünffache Menge Schwefeldioxis ausgestoßen als in der Bundesrepublik. Je Einwohner gerechnet waren die Emissionen an Schwefeldioxid sogar achtzehnmal so hoch. In keinem anderen Land wurde eine so hohe Staubbelastung wie in der DDR erreicht; der jahrliehe Ausstoß belief sich auf 130 kg je Einwohner (Bundesrepublik knapp 10 kg/ Einwohner). Auch der Ausstoß an Kohlendioxid je Einwohner war der höchste der Welt. Gravierend ist auch die Versehmutzung der Gewässer. Obwohl Ostdeutschland aufgrund des knappen Grundwasservorkommens auf das Reservoir der Oberflächengewässer angewiesen ist, ist die Hälfte der Fließgewässer für die Trinkwassergewinnung nicht mehr verwendbar, ein weiteres Drittel nur mit sehr hohen Aufbereitungskosten. Nur zwei Drittel der Schmutzfrachten aus der Industrie werden gereinigt und dies auch nur mechanisch, nicht mit biologischen Klärverfahren. Die Abwässer der Haushalte werden zu 40 vH nicht geklärt (Bundesrepublik 14 vH), der Rest nur unzureichend. Das Grundwasser wird in hohem Maß durch die großflächige Ausbringurig von Pflanzenschutzmitteln, deren Verwendung in westlichen Ländern teilweise verboten ist, sowie durch intensive Verwendung von Dünger und Wachstumsregulatoren belastet.
Sehr hoch ist auch die Schädigung durch toxische Schadstoffe. Zur hohen Grundbelastung mit Dioxin kommt die toxische Verseuchung an den Produktionsstandorten und im Umkreis von Anlagen, in denen teilsweise noch offen verbrannt wird. Besonders brisant ist die Luft- und Wasserbelastung im Raum Dresden/Oberes Elbtal sowie im Raum Leipzig/Bitterfeld/Halle, in dem noch eine enorme Landschaftszerstörung durch den Braunkohletagebau hinzutritt. Rund die Hälfte der Schwefeldioxid-Emission und über die Hälfte der Staubemission konzentrieren sich auf den südlichen Industriegürtel. ...
Ein besonderes Problem, vor allem für die Industriesiedlung, stellen die Altlasten dar; auf dem Gebiet der ehemaligen DDR sind nach Schätzung 15000 bis 20000 Verdachtsflächen vorhanden. Die durchschnittlichen Kosten pro Sanierungsfall von Altstandorten belaufen sich in der Bundesrepublik auf 3,7 Mio. DM, bei besonders umfangreichen Sanierungen überschreiten die Kosten die 20-Mio.-DM-Grenze. Da die Entsorgung von Altstandorten auf dem Gebiet der ehemaligen DDR als aufwendiger einzuschätzen ist, werden die Kosten noch höher anzusetzen sein. Allein für die Sanierung des Uranbergbaus der Wismut AG schätzt das Bundesumweltministerium den Aufwand auf 5 Mrd. DM.
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