Der Verfasser Dr. Burghof bezieht sich mit seinem Schreiben auf die Fälle Isenberg und Katz. (das 6-seitige Schreiben liegt in 2-facher Form vor. Blatt 53 enthält jedoch wichtige Zusätze, die auf Blatt 46 fehlen. Daher ist dieses Dokument doppelt aufgenommen).
Dr. Karl Burghof (Landrat des Kreises Biedenkopf von 1937-1945) geht detailliert auf die o.g. Fälle und dessen Hintergründe ein. Er stellt fest, dass sich aufgrund der vergangenen Ereignisse in Buchenau (Isenberg habe die Gemeinde jahrelang wirtschaftlich und geistig beherrscht) eine schärfste Gegnerschaft gegen Isenberg entwickelt habe. Das fortwährende "freche Benehmen" im Umgang mit seinen Mitbewohnern wird angefügt ("als ob der Jude in Deutschland dem Staatsbürger völlig gleichberechtig sei"). Auch stünde das Attentat an dem Legationssekretär vom Rath in Paris vom 07. November 1938 in engem Zusammenhang mit den beiden Fällen und habe die Empörung in den Gemeinden vergrößert. Weiter habe sich Jakob Isenberg geweigert (im Gegensatz zu den übrigen Buchenauer Juden) auszuwandern. Dr. Burghof stellt fest, dass das Scheitern der Friedensbemühungen im Jahre 1938 dem Weltjudentum zuzuschreiben sei. Dieses hätte sich wiederum auf die Stimmung in Buchenau ausgewirkt. Dementsprechend habe es keinen direkten Auslöser für die Tat am 05. September gegeben, sondern war diese viel mehr das Ergebnis vorangehender Taten, Gesten, marxistischer Weltanschauung und Angriffen gegen die NS-Ideologie. Die nationalsozialistische Gemeinde Buchenau wäre in einen Zustand der Volksnotwehr geraten - gegen den Teror Isenbergs. Die Angreifer wären Vollstrecker eines allgemeinem Volkswillens gewesen und hätten keinerlei persönlichen Vorteil gesucht.
Weiter bezieht sich Dr. Burghof auf Blatt 46 auf den Fall Katz und argumentiert ähnlich. In Niederweidbach hätten die Juden geäußert, dass ein möglicher Krieg ihnen Erlösung bringe.
Der Autor zieht die Schlussfolgerung, dass die Verfahren einzustellen seien. Die Gesetze müssten so angewendet werden, dass sie dem nationalsozialistischen Rechtsempfinden entsprächen.
Das Schreiben endet mit der expliziten Aufforderung an die Kreislietung der NSDAP in Dillenburg, die Fortführung des Verfahrens zu unterbinden. Ferner eine Aufforderung an die Polizeidienststelle in Frankfurt, das Verfahren einzustellen.
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