Von der Meuterei zur revolutionären Bewegung
Während nämlich der Kaiser nach Spa floh, wollte die Seekriegsleitung unter Admiral Scheer - ohne den wahren Zweck des Flottenvorstoßes den verantwortlichen politischen Führungsinstanzen mitzuteilen - aus Prestigegründen die Hochseeflotte zu einer letzten „Todesfahrt“ gegen die Engländer auslaufen lassen, um in diesem Gefecht „ehrenvoll“ unterzugehen. Als die Matrosen und Heizer bemerkten, dass sie unmittelbar vor Kriegsende sinnlos geopfert werden sollten, verweigerten sie den Gehorsam und verhinderten ein Auslaufen der Flotte. Die Flottenleitung konnte zwar den Widerstand der Meuterer brechen und ungefähr 1000 Mann verhaften; in den folgenden Tagen häuften sich allerdings die Zwischenfälle, die am 3. November in Kiel Todesopfer forderten und bereits einen Tag später in offenem Aufstand kulminierten. Somit ist der eigentliche Anstoß zur Revolution von der Seekriegsleitung ausgegangen:
Die Matrosen bildeten erste Soldatenräte, zu denen sich noch am gleichen Tag Arbeiterräte gesellten: Am Abend des 4. November war Kiel fest in der Hand der Aufständischen. Bereits am 5. November war die Bewegung auf Lübeck und Hamburg übergesprungen.
Am 6. November regierten in beiden Städten Arbeiter- und Soldatenräte, gleichzeitig brachten. die Aufständischen auch Bremen und Wilhelmshaven in ihre Gewalt.
Trotz der Bewilligung von Amnestie und Straffreiheit durch die Reichsregierung konnte nicht mehr verhindere werden, dass die ursprüngliche Militärrevolte sich immer mehr zu einer revolutionären Bewegung ausweitete: Diese griff am 7. November auf zahlreiche Städte Nord- und Westdeutschlands über. Unabhängig davon rief am gleichen Tag in München der USPD-Politiker Kurt Eisner die bayerische Republik aus.
Am folgenden Tag hatten Arbeiter- und Soldatenräte in nahezu allen wichtigen deutschen Städten die Macht übernommen. Bald darauf verschwand die Monarchie in allen deutschen Staaten, ohne dass sich eine Hand zu ihrer Verteidigung gerührt hätte. Die Revolution hatte ganz Deutschland erfasst.
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