Dokument 73: ENTWURF DES HOFBAUMEISTERS CHARLES DU RY ZUR NEUGESTALTUNG DER HÄUSER AN DER BREMER STRASSE IN KASSEL Darunter: Foto des vom Neuentwurf (für jedes Haus aufklappbar) überdeckten alten Bauzustandes. Federzeichnung in Grau über Bleistiftvorzeichnungen, aquarelliert, Rand schwarz abgesetzt, mit zahlreichen Klappen. 1776 Februar 10, Kassel. Bestand Karten P II Nr. 9364/1-z. Lit.: Aufklärung und Klassizismus in Hessen [wie zu Nr. 65], S. 234 Nr. 283. |
ENTWURF DES BAUMEISTERS SIMON LOUIS DU RY ZUR NEUGESTALTUNG DER HÄUSER AN DER BREMER STRASSE IN KASSEL ( PROJECT WIE DIE ALTEN BAUFÄLLIGEN HÄUSER VON DER CARLSHAVER STRASSE BIS AN DIE HOLLÄNDISCHE STRASSE UND WEITER BIS AN DAS FRUCHTHAUS DURCH AUFBAUUNG DER IN DER ALTSTADT CASSEL HIN UND WIEDER ABZUBRECHENDEN HÄUSER VERSTECKT WERDEN KÖNTEN ) | |
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| Best.: Karten P II Nr. 9364/1-2 Aquarellierte Federzeichnung in Grau über einer Bleistiftvorlage, schwarz umrandet, mit zahlreichen Klappen, datiert: Kassel, 1776 Febr. 10. Darunter: Foto des von den für jedes Haus einzeln gefertigten Klappen des Neuentwurfs verdeckten alten Bauzustandes Lit.: Hans-Kurt Boehlke: Die städtebauliche Entwicklungs Kassels, in: Aufklärung und Klassizismus in Hessen-Kassel unter Landgraf Friedrich II. 1760-1785, Ausstellungskatalog aus Anlaß des 200jährigen Bestehens des Museum Friedericianum 1779-1979, Kassel 1979 S. 60-75; s.a. ebenda S. 214, Katalognummer 283 |
Da sich während des Siebenjährigen Krieges gezeigt hatte, daß die frühneuzeitlichn Befestigungsanlagen der Stadt Kassel keinen Schutz mehr bieten konnten, befahl Landgraf Friedrich II. 1767 die Schleifung und schuf damit die Voraussetzung für eine Verbindung der Oberneustadt mit der Altstadt Kassel und für die Entwicklung neuer städtebaulicher Konzeptionen. Er beauftragte damit den Baumeister und späteren Oberbau- und Bauakademiedirektor Simon Louis Du Ry (1726-1799). Dieser stammte aus einer in der dritten Generation in Kassl lebenden Architektenfamilie hugenottischer Herkunft. Er hatte seine Ausbildung in Kassel, Stockholm und Paris sowie bei Reisen in den Niederlanden und in Italien erhalten. Sein anfänglich noch von den Formen des Rokoko geprägter Baustil wandelte sich allmählich unter dem Einfluß der auf diesen Reisen gewonnenen Eindrücke, so daß Du Ry um 1770 als einer der frühen Vertreter des beginnenden Klassizismus in Deutschland gelten kann. In Kassel konnte er seine städtebaulichen Ideen vor allem bei der Gestaltung der großen Plätze verwirklichen (Königs-, Friedrichs-, Wilhelms- und Weißensteiner Platz mit Königstor). Sein hier gezeigtes Konzept für die Modernisierung der Bremer Straße ließ sich wohl wegen des Widerstandes der die Kosten scheuenden Hausbesitzer nicht realisieren. Vorgesehen war von Du Ry der Abbruch einzelner besonders baufälliger oder die Fluchtlinie störender Häuser sowie eine dem Zeitgeschmack entsprechende vereinheitlichte Verblendung der Fassaden, die der mittelalterlichen Häuserzeile das Aussehen eines neuerbauten, sich am Müllertor zu einem kleinen Platz öffnenden Straßenzuges geben sollte. U.L.
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