Dokument 70: WILHELM DILICH, DESCRIPTIO TOTIUS HASSIRE, 1591
Aufgeschlagen: Titelblatt und „Programms ...“ sowie die Ansichten von Biedenkopf, Wetter und Gemünden (fol. 30v/31r).
Bestand H Nr. 58.
WILHELM DILICH, DESCRIPTIO TOTIUS HASSIAE, 1591 | |
| Aufgeschlagen: Titelblatt und „Progamma ...“ sowie die Ansichten von Biedenkopf, Wetter und Gemünden (fol. 30v/31r). Bestand H Nr. 58. Lit.: F. Theuner, Wilhelm Dilichs Ansichten hessischer Städte vom Jahre 1591, Marburg 1902 |
Wilhelm Dilichs 1591 entstandene historisch-geographische „Beschreibung des ganzen Hessenlandes“ bietet die früheste umfassende Sammlung von wirklichkeitsgetreuen Ansichten hessischer Städte.
Von Hofgeismar bis Darmstadt, von St. Goar bis Schmalkalden hat der zwanzigjährige Student das Land durchwandert und für 46 hessische Städte den Anblick, den sie damals boten, mit seinen Federzeichnungen festgehalten. Dilichs Werk ist damit für Hessen die ideale Ergänzung zu dem 20 Jahre zuvor veröffentlichten Städtebuch von Braun und Bogenberg, in dem nur vier Städte der Landgrafschaft abgebildet waren. Die „Civitates orbis terrarum“, die Landgraf Wilhelm IV. bald nach ihrem Erscheinen für seine Bibliothek ankaufte, mögen die Anregung zu Dilichs Unternehmen gegeben haben. Er übertrifft sein Vorbild in der Genauigkeit der Wiedergabe, der Leichtigkeit der Zeichnung und der Lebendigkeit der Darstellung.
Dilich hat sein Werk dem gleichaltrigen Erbprinzen Moritz gewidmet. Als dieser im folgenden Jahre zur Regierung gelangte, hat er den jungen Künstler mit der fürstlichen Besoldung von 200 Gulden als „Abreißer“ (Zeichenkünstler) in seinen Dienst genommen und ihn verpflichtet, „alles dasjenige, was wir ihm sowohl an anderer Herren und fremder Potentaten als auch unser selbsten Städten und Landen abzureißen und zu contrafaiten befehlen werden, mit allem Fleiß abzureißen und in formam zu bringen“.
Diesem Auftrag ist Dilich gewissenhaft nachgekommen. 1605 erschien seine „Hessische Chronik“, die die ungedruckt gebliebene „Beschreibung“ von 1591 ersetzte und nun insgesamt 126 Städtebilder enthielt, darunter auch zahlreiche aus den nicht zur Landgrafschaft gehörenden Territorien in Hessen (Nassau, Kurmainz, Waldeck). Die „Abreißung“ des Landes, d.h. die Landesaufnahme von Hessen, wurde 1607 in Angriff genommen. An dieser für einen Einzelnen nicht zu bewältigenden Aufgabe ist Dilich gescheitert. Zwar hat er eine Anzahl hervorragender „Landtafeln“ geschaffen, aber das Werk nicht vollenden können. Um dem drohenden Zorn des Landgrafen zu entgehen, ist er 1625 in kursächsische Dienste übergetreten. Auch hier hat er eine umfangreiche Serie mit Ansichten sächsischer Städte gezeichnet. F.W.
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