Das Verhalten der evangelischen Kirche wurde aufmerksam verfolgt. Zwei Berichte aus Hersfeld beweisen das Spitzelwesen.
Denunziationen über Vorgänge in der evangelischen Kirche
I.
Rektor N.N. Hersfeld, den 12.1.1934.
Hersfeld H[essen] N[assau]
Herrn Obergruppenleiter Pg. N.N.
Hersfeld
Gemäss Ihrem mündlichen Auftrag berichte ich folgendes:
Bei der Einführung als Kreispfarrer am 7.1.1934 im Abendgottesdienst sagte der neue Kreispfarrer in seiner Einführungspredigt unter anderem' "Man will nichts mehr wissen von Sünde und Schuld." Nach einigen weiteren Ausführungen in gleicher Richtung kamen folgende Worte:
"Man will die alte Religion der Germanen wieder herstellen."
Ich habe sofort eine Karte aus der Tasche gezogen und den Wortlaut stenografiert. Für den genauen Wortlaut kann ich jederzeit einen Eid ablegen. Die Karte, auf der die Stenogrammzeilen stehen, enthält persönliche Mitteilungen eines Pg., sie steht aber jederzeit zur Verfügung.
Zur Sache:
Die Worte können nicht gegen den Tannenbergbund gesagt worden sein, da er verboten ist. Sie sind also nur gegen den Nationalsozialismus gerichtet.
Alfred Rosenberg verwahrt sich im Vorwort seines "Mythos des 20. Jahrhunderts" ausdrücklich gegen diesen lügenhaften Vorwurf. Im Buche selbst sagt er gegen jene Hetzer, die dem Nat. Soz. die Wotansverehrung andichten mit dem Ziel der Herabsetzung in den Augen der Massen, dass auch der Mythus von Odin tot sei.
Der obige 2. Satz ist also offenbare Unwahrheit, die ein Kreispfarrer gerade jetzt nicht von der Kanzel in das vollbesetzte Gotteshaus werfen darf.
Heil Hitler!
gez. [Unterschrift]
II.
SA. der N.S.D.A.P. Hersfeld, den 2.3.1934.
Sturm R 31/234.
An
Sturmbann IV/234
Hersfeld
Am 27.2.cr. begleiteten der Reserve-Sturm 31/234 sowie 2 aktive Stürme aus Oberhaun und Eitra zusammen zirka 160 SA.-Männer mit drei Sturmfahnen unseren verstorbenen SA.-Kameraden N.N. in Unterhaun zur letzten Ruhestätte. Bei dieser Gelegenheit musste ich folgende Beobachtung machen:
Der amtierende Geistliche, Pfarrer N.N. Hersfeld, schritt auf dem Wege zum Trauerhause an der SA, die Aufstellung genommen hatte, vorüber, ohne diese eines Blickes zu würdigen, sowie den Sturmfahnen seinen Gruss zu erweisen. In seiner Grabrede war für uns auffällig seine Redewendung, dass gegenwärtig trübe Wolken über uns schwebten, für uns Christen gäbe es aber nur ein grosses Licht und das sei der gekreuzigte Jesus Christus. Für den SA-Mann, als Kämpfer des Dritten Reiches und den anwesenden Kameraden fand er nicht ein einziges Wort.
Die allgemeine Empörung unter den SA.-Männern über das Verhalten dieses Geistlichen gibt mir Veranlassung, Ihnen vom Vorstehenden Kenntnis zu geben.
Der Führer des Sturmes R 31/234
Truppführer
a.V. gez. [Unterschrift]
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