Die Saalschlacht in Ockershausen, Februar 1931
Die Darstellungen der sogenannten "Saalschlacht in Ockershausen" könnte als ein Beispiel für die Polarisierung der Bevölkerung dienen. Die "Volkstimme" aus Frankfurt gibt am 25. Februar 1931 ein vermutlich zutreffendes Bild von den Ereignissen.
Marburger Polizei schützt nationalsozialistische Rohlinge
Am Montagabend hatten die Nazis in dem Marburger Vorort Ockershausen eine Versammlung einberufen, zu der aus Marburg zahlreiche Republikaner und Kommunisten erschienen waren, um gegebenenfalls in der Diskussion den Volksbetrug der Nazis zu entlarven. Während der Versammlungsleiter an den politischen Anstand appellierte, begann der Naziredner Beißner (Hannover) sofort mit den gröbsten Lügen. Als er den glänzend gelungenen Demonstrationszug des Marburger Reichsbanners am Sonntag als einen "Schweineherdezug" bezeichnete, erhob sich in der Versammlung lebhafter Widerspruch, so daß es so aussah, als ob ein ruhiger Verlauf nicht mehr gesichert sei. Anstatt nun die Polizei, die mit 24 Mann unter persönlicher Leitung des Polizeikommissars angerückt war, von denen aber nur zwei Kriminalbeamte im Saale anwesend waren, von sich aus die Versammlung auflöste, überließ sie die Herrschaft über die Versammlung vollkommen dem Rollkommando der Studenten-SA, das in vier Gliedern, vor der Bühne der Versammlung zugewendet, Ausstellung genommen hatte. Auf das Kommando: "SA. Saal räumen!" stürzt sich die SA-Horde mit Stühlen bewaffnet auf die Versammlungsbesucher, von denen eine Reihe blutende Verletzungen davontrug. Erst in diesem Moment erschien die Polizei - die beiden Kriminalbeamten sahen dem wilden Treiben zu - und versuchte mit dem Gummiknüppel Ordnung zu schaffen, wobei auch wiederum, wie in den Stadtsälen, bedrohte Versammlungsbesucher Hiebe bekamen. Die Besucher mußten aus dem vollkommen ungeeigneten Versammlungslokal über eine enge Stiege entweichen. Die gesamte Einrichtung wurde völlig zerschlagen. Anstatt nun die rauflustige Meute der SA nach ihrem hinterhältigen Überfall auf Arbeiter in das Gefängnis abzutransportieren, wurden sie unter starker polizeilicher Bedeckung nach Marburg zurückgeführt. Eine ungeheuere Empörung und Erregung erfaßte durch diesen Vorfall erneut die gesamte Arbeiterschaft in und um Marburg nicht nur über den wachsenden schlagwütigen Übermut der Nazihorden, sondern auch über das äußerst merkwürdige Verhalten der Marburger Polizei. Der Nazi-Hochburg Marburg kann versichert werden, daß die Arbeiterschaft nichts unversucht lassen wird, in Zukunft ihr Leben vor der braunen Mordpest selbst zu sichern. Arbeiter! Aufgepaßt! Seid auf der Wacht!
In der Festschrift "1923 - 1925 - 1935 NSDAP" in Marburg feiert ein Teilnehmer, der SA-Mann Gunter d'Alquen, die brutale Aktion dagegen als Heldentat der SA. Siehe folgendes Dokument
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