Einen letzten Brief vor seiner Rückkehr nach Niederkleen schreibt Fritz Ludwig aus dem Krieg zwischen Preußen und Österreich an seine Eltern:
Letschitz, den 3ten September 1866
Liebe Eltern!
Es sind jetzt schon bald vier Wochen, daß ich keinen Brief mehr von Euch erhalten habe, und ich kann nicht begreifen, wie das eigentlich ist, entweder ist meiner nicht angekommen oder Eurer nicht oder Ihr seid bös über mich, weswegen weiß ich nicht.
Trotzdem will ich Euch noch einmal schreiben, und ich denke, das wird wohl das letzt Mal sein, denn wir sollen in 10 Tagen auf die Bahn kommen, und dann werden wir in 14 Tagen zu Haus sein, der Weg soll durch’s Bayrische gehen über Frankfurt nach Wetzlar, und ich will einmal die Freude erleben, wenn wir in Wetzlar einziehen werden, und ich denke, Ihr werdet auch nicht unter den Freudigen fehlen.
Aber auch viele Eltern fühlen jetzt erst recht den Schmerz, wenn die Andern zurückkehren, [ihr] Sohn [aber] begraben liegt in den Wäldern Böhmens entweder von einer feindlichen Kugel getroffen oder von der Cholera weggerafft, welche mehr weggerafft hat, als die feindlichen Kugeln, da bei unserer Kompanie zum Beispiel nur zwei Mann vom Feind gefallen, aber sechs von der Cholera [getötet wurden].
Ihr könnt mir meine Kleider und Sachen schon zurechtlegen, und wenn Ihr schon einen Brief fortgeschickt habt mit ein wenig Geld, so braucht Ihr keinen mehr zu schreiben. Grüßt mir alle Verwandten und Freunde.
Und in der Hoffnung, daß wir uns bald wiedersehen verbleibe ich
Euer treuer Sohn Fritz.
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