Joseph Rubino war 1799 als Sohn des jüdischen Kaufmanns Moses Ruben geboren worden. Nach dem Besuch der jüdischen Schule in Kassel und des Marburger Pädagogs hatte er zunächst in Marburg und Göttingen Jura studiert. Danach wandte er sich in Heidelberg dem Studium der klassischen Philologie und der Geschichte zu. 1821 wurde er in Marburg zum Dr. phil. promoviert.
Die angestrebte akademische Karriere eröffnete sich ihm zunächst nicht. Eine Bewerbung in Marburg blieb ohne Erfolg. Nach zehnjähriger Tätigkeit als Privatgelehrter, öffnete sich 1832 erstmals die Tür zu einer Laufbahn als Hochschullehrer. Er wurde als provisorischer Dozent für Alte Geschichte und Klassische Philologie auf ein Jahr eingestellt. Im folgenden Jahr wurde aus dem Provisorium zwar eine Festanstellung, aber statt der erhofften Professur erhielt Rubino nur das Prädikat „Professor“. Der klangvolle Titel hatte allerdings wenig Bedeutung und machte ihn nicht zum Mitglied des Lehrkörpers. Im Kreis der Privatdozenten, Honorar-, außerordentlichen und ordentlichen Professoren hatte er keinen Platz. Ein Beförderungsgesuch wurde ihm auf Betreiben der Universität 1840 abgeschlagen.
Erst der Übertritt zur evangelisch-reformierten Kirche 1842 befähigte ihn in den Augen seiner Kollegen zum ordentlichen Professor. Von 1843 bis zu seinem Tod 1864 war er nun ein vollberechtigtes Mitglied des Lehrkörpers.
Rubinos Schicksal ist symptomatisch für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Trotz der Judenemanzipation am Beginn des Jahrhunderts führte der Weg zur gesellschaftlichen Anerkennung für Juden dennoch meist über das Taufbecken.
Joseph Rubino war der erste jüdische Professor der Universität Marburg im Ordinariat, aber das „Entrebillet“ für diesen Aufstieg musste er 1842 am Taufbecken einer reformierten Kirche lösen.
Nach seiner Promotion zum Dr. phil. 1821 hatte er sich zunächst 1825 vergeblich um eine außerordentliche Professur in Marburg beworben. Im Jahr 1832 – der Theologe August Vilmar hatte sich für ihn verwandt - bestellte man ihn zum Dozenten der Alten Geschichte und Klassischen Philologie. Sein Versuch, zum ordentlichen Professor berufen zu werden, wurde 1840 maßgeblich wegen seines jüdischen Glaubens abgeschlagen. Erst nach seinem Übertritt zur reformierten Konfession bequemten sich die Marburger Professoren 1843, ihm eine ordentliche Professur übertragen zu lassen.
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